Gedenken – Erinnern – Wissen – Handeln!

Eine nicht gehaltene Rede zur Gedenkveranstaltung am 9. November 2020

Katharina Hanstein-Moldenhauer / Dr. Bernd Moldenhauer, Worpswede (DIG Bremen / Unterweser e.V.)

Wir versammeln uns in Worpswede und im ganzen Land am 9. November, um der in der Pogrom­nacht 1938 entrechteten, vertriebenen, ermordeten Juden und Jüdinnen zu gedenken. Wir gedenken der in Worpswede aufgewachsenen Schwestern Johanne Sanders, (geb. Abraham), ermordet in Treblinka, ihrer Schwestern Sophie Schwabe und Merry Leeser, umgekommen in Theresienstadt. Wir gedenken ihrer Schwägerin Rosa Abraham, ermor­det in Treblinka, der Kinder von Rosa Abraham – Sohn Hugo, der von Delmenhorst aus emigriert ist, und Henny Goldschmidt, deren Sohn und deren Mann, die ebenfalls (von Bre­men aus) emigriert sind.

Wir denken an:

  • Walter Steinberg, einen Herrenschneider aus Bremen, der ein Sommer­haus in Worpswede an der Stelle der heutigen Poli­zeiwache hatte. Walter Steinbergs Ge­schäft wird in der Pogromnacht zerstört, er selbst 1942 im überfüllten Viehwaggon nach Theresienstadt deportiert, wo er sich das Leben nimmt. Seine nichtjüdische Lebensgefähr­tin wurde nach Auschwitz deportiert.
  • Betty und Käthi Meyer, Betty hatte seit 1936 als Klavierlehrerin Berufsverbot, die Schwes­tern mussten 1938 auf Druck der NSDAP ihr Land zu Schleuderpreisen verkaufen.
  • Karl Jakob Hirsch, die Malerin Hilde Hamann und den Bildhauer Paul Hamann. Sie konnten zum Glück Worpswede vor 1933 verlassen und gehören zu den jüdischen EmigrantInnen.
  • Adolph und Martha Goldberg sowie Leopold Sinasohn, die im Kreis Oster­holz in der Pogromnacht ermordet wurden.[1]

Zu gedenken ist das Mindeste, was wir tun können. Damit wenden wir uns auch gegen die „Schlussstrichbefürworter“, die sich vor Augen führen sollten, unter welcher Last die Kinder und Kindeskinder der Verfolgten und Ermordeten weiterhin leiden.

Und wir gedenken der beiden Opfer des Mörders von Halle, die genau heute vor dreizehn Monaten erschossen wurden, als es dem Attentäter nicht gelang, die Tür zur Synagoge zu sprengen, um die dort anwesenden fünfzig Beter und Beterinnen umzubringen. Ebenso senden wir unsere besten Genesungswünsche dem knapp seiner Ermordung vor einer Hamburger Synagoge entgangenen jüdischen Studenten.

Die Weimarer Republik und das Novemberpogrom 1938

Warum war damals, 1938, ein derartiger Ausbruch von Gewalt und Niedertracht in einer für kulti­viert und zivilisiert gehaltenen Gesellschaft möglich?  „Was waren das für Menschen, die anderen die Zugehörigkeit zur Menschheit abgesprochen und an ihrer Vernichtung mitgearbeitet haben?“[2] Der französische Botschaf­ter André Francois-Poncet in Berlin 1931-1938 schreibt in seinen Erinne­rungen: „Der An­tisemitismus war von jeher in Deutschland verbreitet. Seine Wurzeln reichen weit zurück; er ist ein im Volk verankertes leidenschaftliches Vorurteil. Schon vor 1914 war die Juden­feindschaft heftig, und seither hat sie sich stark entwickelt… . Mit dem offen zugegebe­nen Hass stellt sich Hitler keineswegs außerhalb des Volkes; er kommt vielen Kreisen nahe. Sein heftiger Antisemitismus schadet nicht seiner Beliebtheit, er gehört dazu.“[3]

Nationalsozialismus und Faschismus brauchen ein „stützendes Mitläufersystem.“ Mörde­rische Menschenfeindlichkeit wird nicht nur von ihren aktiven Anhängern, sondern auch von den Mitläu­fern für normal und vertretbar gehalten, wenn sie von der Regierung und einem immer größeren Anteil der Bevölkerung für normal gehalten wird. „Das hat etwas mit dem menschlichen Grundbe­dürfnis zu tun, zu einer Gruppe dazu zu gehören.“[4] Aus Angst vor sozialem Ausschluss ist man dann im Zweifelsfall bereit, mitzumachen bei Ak­tionen, an denen man zwei Monate oder zwei Jah­re vorher sich nie im Leben beteiligt hätte. Dieses Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit „erfuhr in Deutschland…die Ausprä­gung einer blinden und rückhaltlosen Identifikation mit der Macht“[5] – einer Identifikation mit „Deutschland“, mit „Führer, Volk und Vaterland“, und „das bei Menschen, die man ansonsten unter üblichen Maßstäben als schätzenswerte, gutherzige, soziale Zeitgenossen er­lebt.“[6]

Unter einer Regierung und in einer Gesellschaft, in denen Verfolgung und Ermordung diskriminier­ter Teile der Bevölkerung nicht als Straftaten geahndet, sondern erlaubt und erwünscht sind, fällt es leicht, wegzusehen oder sogar mitzumachen. „Die Täter maßen ihrem Morden einen Sinn bei. Sie konnten ihr Handeln als ‚gut‘ interpretieren, da es der nationalsozialistischen Definition von Ge­rechtigkeit und Gemeinwohl entsprach.“[7]

Ralph Giordano spricht in seinem Buch „Die zweite Schuld oder Von der Last, Deutscher zu sein“ vom „Verlust der humanen Orientierung“, ein Defizit, das „tief aus der Geschichte des Deut­schen Reiches bis hinein in unsere Gegenwart“[8] wirkt. Er schrieb das 1987 – die an den europäi­schen Außengrenzen festsitzenden Geflüchteten erleben dieses Defizit, diese bodenlose Herzlo­sigkeit, die mit politischem Kalkül legitimiert werden soll, als tägliche Bedrohung ihres Überlebens.

Was können wir aus der Geschichte lernen?

  • Demokratische Institutionen dienen Nazis anstelle eines Putsches als erfolgreicherer Weg zur Legitimierung ihrer Macht. Andere Parteien und Wahlen sind das erste, was sie ab­schaffen, wenn sie die Macht haben.
  • Nazis gehen so weit, wie man sie lässt. Grenzen kennen sie nicht, sie müssen ihnen ge­setzt werden.
  • Wenn der Rechtsstaat ausgehebelt ist, wenn Polizei, Militär und Justiz nicht mehr auf dem Bo­den einer demokratischen Verfassung stehen, kann rechtsextreme und nazistische Ge­walt nur noch punktuell durch den Mut und die Widerstandskraft einzelner Menschen bzw. Gruppen verhindert werden. Das Novemberpogrom wurde von der NSDAP organi­siert, von staatlichen Institutionen, und von der SA ausgeführt. Umso bemerkenswerter ist es, dass trotz deren Gewaltakten und Morden sich einzelne Polizisten und Feuer­wehrleute gegen die Brandstifter und Mörder gestellt haben.
  • Exekutive und Legislative müssen auf dem Boden des Rechtsstaates stehen, um antisemit­ische und rassistische Gewalt zu verhindern. Die aktuell in der Öffentlichkeit bekannt ge­wordenen rechtsextremistischen Kommunikationsnetze in der Polizei und auch beim Militär sind vor dem Hintergrund dieser historischen Erfahrungen besonders beängsti­gend.

Rechtsextreme und völkische Parolen heute

Jahr um Jahr erleben wir, wie der antisemitische und rassistische Ungeist öffentlich in Erschei­nung tritt. Anschläge und Morde häufen sich wieder, niederträchtige Naziparolen werden immer stärker verbreitet. Bereits Ende September wurden für das zweite Halb­jahr 2020 allein in Nieder­sachsen mehr als 800 rechtsmotivierte Straftaten registriert, darunter 28 Gewalttaten.[9]

Die nicht völkisch-nationalistisch Gesinnten, wir alle hier sind die Mehrheit. Noch haben wir es mit ca. 25-30% der Bevölkerung zu tun, die antisemitisch, fremdenfeindlich, frau­enfeindlich und homo­phob sind. Aber wenn deren Parteien und Gruppierungen über re­gionale Koalitionen, Wahlerfolge und Einschüchterung die Macht im Staat und damit das staatliche Gewaltmonopol in die Hand be­kommen, kann sich eine ähnliche Situation ein­stellen wie 1933 und in den folgenden zwölf Jahren. 1938 war in diesen zwölf Jahren ein Meilenstein in der systematischen Verfolgung und dann Er­mordung von sechs Millionen europäischer Jüdinnen und Juden, in diesen zwölf Jahren, in denen auch jegliche Oppositi­on ausgeschaltet wurde und Minder­heitengruppen gnadenlos verfolgt und ermordet wurden.

Das Drehbuch derer, die heute wieder – wenn auch noch vergeblich – an die Macht wol­len, weist erschreckende Ähnlichkeiten auf. Völkisch-nationalistisch Gesinnten geht es nicht um ihr Land oder um die darin lebenden Menschen, selbst um den Preis der eige­nen Niederlage nicht wie 1945 gezeigt hat. Es geht um die alleinige Herrschaft ohne an­dere Parteien und ohne demokratische Strukturen, es geht um die Beseitigung von MigrantInnen und Geflüchteten, die nach der Machter­greifung „immer noch alle“ erschossen oder vergast werden können, wie der bis zum April dieses Jahres tätige Leiter der Pressestelle der AfD – Bundestags­fraktion, Christian Lüth, versicherte.[10]  Es geht um den Ausschluss aller, die den Machthabern nicht zustim­men, um einen „Ader­lass“. „Wir (werden) leider ein paar Volksteile verlieren…, die zu schwach oder nicht willens sind“ mitzuma­chen. „Die deutsche Unbedingtheit wird der Garant dafür sein, dass wir die Sache gründlich und grundsätzlich anpacken werden. Wenn einmal die Wendezeit gekommen ist, dann machen wir Deutschen keine halben Sachen.“[11] So Björn Höcke, ein führender AfD-Funktionär.

Darauf zu hoffen, dass die vielen kleinen und größeren rechtsextremistischen Organi­sationen im­mer belangloser werden bzw. sich im Streit zerlegen, führte auch vor 1933 in die Irre. Gefährdun­gen demokratischer Verhältnisse gehen nicht nur von den – auch grenzüberschreitenden Vernet­zungen rechter Gruppen aus. In Europa und anderen Teilen der Welt wächst der Einfluss autokrati­scher Regierungen, die die mühsamen Humanisierungsfortschritte seit dem 2. Weltkrieg rückgän­gig machen wollen.

Apathie und Passivität der Mehrheit wären der sichere Weg zur Wiederholung der Geschichte.

Angst verbreiten und Krisen nutzen

In den mörderischen Attentaten gegen Juden und MigrantInnen und in den öffentlichen Protesten zu unterschiedlichen Anlässen – z.B. gegen eine vermeintliche „Überfrem­dung“ oder gar „Um­volkung“ durch MigrantInnnen und Geflüchtete, z.B. gegen Be­schränkungen als Prävention von Corona – Ausbrüchen – zeigt sich immer wieder ein bestimmtes Muster:

Wir erleben bei den großen und kleinen Demonstrationen gegen die Anti-Corona-Politik z.B. so­gen. ReichsbürgerInnen, deutschnationale Volkstanzgruppen, AfD- und NPD-Funktionäre, sogen. Identitäre, Opferdeutsche, die die Shoa „bagatellisieren, indem sie sich Imitate von KZ-Häftlings­kleidung angezogen haben – inklusive selbstgeschneidertem ‚Judenstern‘, auf dem das Wort Jude durch das Wort Jesund ersetzt wurde – und sich auf diese Weise als die ‚Juden von heute‘ insze­nieren“.[12]

Wahnhafte Vorstellungen einer angeblichen Weltverschwörung, in denen immer wieder Juden die Hauptakteure sein sollen, bilden eine wesentliche Grundlage für die Legitimation derartiger Aktio­nen. Wir wissen aus unserer Geschichte, welche Bedeutung das antisemitische Pamphlet der „Protokolle der Weisen von Zion“[13] spielte und in heutigen Verschwörungs­gespinsten immer noch spielt. Gerade in Krisenzeiten nehmen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Verschwörungs­vorstellungen zu.

Aus unterschiedlichsten Richtungen kommend, stimmen die meisten Verschwörungspropagandist­en darin überein, dass sie sich als Opfer finsterer Mächte sehen. Die Selbstde­finition als Opfer schafft die innere Überzeugung, sich das Recht auf Rache nehmen zu dürfen. Diese Überzeu­gung ist so stark, dass die Träger mit Argumenten nicht erreichbar [14]sind.

Rechtsextremisten und Nazis werden nicht von Angst und Sorgen, sondern von Wut, Hass und Machtgier getrieben. Angst ist ein realistischer Affekt, er ist gewissermaßen ehrenhaft. Hass ist es nicht. Deshalb sprechen sie in der Öffentlichkeit von ihren Ängs­ten und Sorgen, nur unter sich kommen die wirklichen Motive zum Vorschein, wie z.B. bei dem bereits erwähnten Christian Lüth: „Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD. Das ist natürlich Scheiße, auch für unsere Kinder. Aber wahrschein­lich erhält uns das.“[15]

Für den Verfassungsschutzpräsidenten Thomas Haldenwang ist der Rechtsextremismus aktuell die größte Gefahr für die Demokratie in Deutschland.[16]

Solidarität tut not

„In den sozialen Medien findet tagtäglich die virtuelle Ermordung von Jüdinnen und Juden statt und die Gefahr ist groß, dass ohne ein entschiedeneres Engagement der gesamten Gesellschaft im­mer mehr Türen aus der virtuellen in die reale Welt aufgehen.“[17] Dem müssen wir unsere prakti­sche Solidarität entgegensetzen, die bei Gedenkveranstaltungen nicht endet, sondern beginnt. Er­innern heißt Handeln! Solidarität heißt Handeln, heißt Aufstehen gegen Antisemitismus, gegen die Gleichgültigkeit beim Elend von Geflüchteten, gegen Fremdenfeindlichkeit. Wenn auf Schulhöfen der Begriff „Jude“ als Schimpfwort gebraucht wird, müssen Lehrerinnen und Lehrer, ja die gesamte Schule tätig werden und diesem Einhalt gebieten – mit Aufklärung, Grenzsetzungen, Gesprächen. Wenn Plakate in Worpswede für die Aufnahme von Geflüchteten in Deutschland verunziert und ge­stohlen werden, müssen couragierte BürgerInnen eingreifen und Anzeige erstat­ten. Zwei beeindru­ckende Beispiele praktischer Solidarität sollen hier erwähnt werden: Im Sprengel Hannover der evangelisch-lutherischen Landeskirche wurde nach dem Anschlag in Halle entschie­den, die jüdi­schen Gemeinden in ihren Sicherheitsaufwendungen finanziell zu unterstützen – das sind oft ganz kleine Gemeinden, denen es an Geld für die teuren Vorkehrungen und Sicherheits­dienste man­gelt.[18] Ein anderes Beispiel: Die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) rief zu einer Spendenaktion zugunsten des Besitzers des »Kiez-Döners« in Halle auf, in dem beim Anschlag am 9. Oktober 2019 ein Mann erschossen worden war. Es kamen ca. 30.000€ für Ismet Tekin und seinen Bruder Rifat, die beiden Kiosk-Besitzer, zusammen. Der Kioskbetrieb war nach dem An­schlag mehr oder weniger zusammengebrochen.[19]

Wir sind die Mehrheit. Noch sind wir die Mehrheit. Hannah Arendt hat von den radikalen Nazis, die andere verfolgt, bestohlen und ermordet haben, gesagt: sie haben bewiesen, dass sie nicht mit uns zusammenleben wollen. Wir aber wollen zu­sammenleben – Alt- und NeubürgerInnen, unabhängig von Religion, sozia­ler oder ethnischer Her­kunft oder sexueller Orientierung – Juden und Muslime, Christen und Atheisten. In unserem Worpswede wollen wir friedlich und ohne Verschwö­rungsmythen[20] gut miteinander auskommen!

Das kann dann funktionieren, wenn alle, Sozialdemokraten, Grüne, Linke, Liberale, Kon­servative, Unabhängige, Parteilose – alle, die an Verfassung,  Rechtsstaat und Humanität festhalten – Diffe­renzen untereinander austragen, füreinander erreichbar sind und sich nicht von Rechten oder Rechtsextremisten auseinanderdividieren lassen.

Gemeinsam stehen wir hier, um der verfolgten und ermordeten Jüdinnen und Juden des Novem­berpogroms zu gedenken – gemeinsam dürfen wir nicht zulassen, dass in Worps­wede oder an­derswo Diskriminierung, Hass und Gewalt die Oberhand gewinnen!


[1]     Vgl. Frank Bethey, Ungesühnte Morde, in: WK vom 1.11.19, S. 13

[2]     Jürgen Müller-Hohagen, Verleugnet, verdrängt, verschwiegen. Seelische Nachwirkungen der NS-Zeit und Wege zu ihrer Überwindung, München 2005, S. 241

[3]     André Francois-Poncet, Botschafter n Berlin 1931-1938, Mainz 1962, S. 139

[4]     Hans-Joachim Maaz (https://www.n-tv.de/politik/Ostdeutsche-sensibler-bei-Veraenderungen-article22058173.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE), 26.9.20

[5]     Léon Poliakov, Vom Antizionismus zum Antisemitismus, Freiburg 2018, S. 129

[6]     Jürgen Müller-Hohagen, a.a.O., S. 206

[7]     https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-7683 vgl. Harald Welzer, Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden, Ffm 2005

[8]     Hamburg 1987, S. 11

[9]     Vgl. WK vom 30.9.20, S. 14

[10]     Christian Lüth, bis zum 24.4.20 Leiter der Pressestelle der AfD-Bundestagsfraktion, dann freigestellt, gekündigt am 28.9.20 (in: faz.net 29.9.20)

[11]     Björn Höcke im Gespräch mit Sebastian Hennig: Nie zweimal in denselben Fluss. Manuscriptum 2018.

[12]     Thomas Blum, Extrem jesund, in: konkret 10/20, S. 29

[13]     Die Protokolle der Weisen von Zion sind ein auf Fälschungen beruhendes antisemitisches Pamphlet. Es wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von unbekannten Redakteuren auf der Grundlage mehrerer fiktionaler Texte erstellt und gilt als einflussreiche Programmschrift antisemitischen Verschwörungsdenkens. Die Protokolle geben vor, geheime Dokumente eines angeblichen Treffens von jüdischen Weltverschwörern zu sein. Eine erste, russischsprachige Version erschien 1903 im Russischen Kaiserreich. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Text zunehmend international verbreitet, obwohl die Protokolle bereits 1921 in der Londoner Times als Fälschung entlarvt worden waren. Bekannt wurden insbesondere die Ausgabe aus den 1920er Jahren von Henry Ford in den Vereinigten Staaten und die deutschen Ausgaben von Gottfried zur Beek und Theodor Fritsch. Trotz der Aufdeckung als Fälschung unter anderem im Berner Prozess 1933–1935 glauben noch heute Antisemiten und Anhänger von Verschwörungstheorien in der ganzen Welt, besonders in islamischen Ländern und in Russland, an die Authentizität der Protokolle.  (https://de.wikipedia.org/wiki/Protokolle_der_Weisen_von_Zion)

[14]     Vgl. Theodor W. Adorno, Aspekte des Rechtsextremismus, Berlin 2019

[15]     FAZ online v. 29.9.20

[16]     WK vom 30.9.20, S. 4

[17]     Uwe Becker, Präsident der DIG, in seiner Stellungnahme zum Jahrestag des Attentats von Halle

[18]    Vgl. SZ vom 9.10.20

[19]    Vgl. Jüdische Allgemeine vom 15.10.20 (online 25.10.20)

[20]    Am affirmativen Festhalten an den angeblichen Protokollen der Weisen von Zion mangelt es auch in Worpswede nicht. Vgl. dazu z.B. Jo Conrad, Entwirrungen. Über kosmische Gesetzmäßigkeiten und warum sie uns vorenthalten werden, Lilienthal 1996, S. 70ff. Hier wird besonders deutlich, wie alle Weltverschwörung über ein paar argumentative Sprünge bei den Juden,  bei „den Rothschilds“ landet.

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