Filmvorführung

„Korczak. Porträt eines der größten Humanisten des letzten Jahrhunderts“.

Ein Film von Andrzej Wajda aus dem Jahr 2007

Die Vereinten Nationen erklärten den 27. Januar im Jahr 2005 zum Internationalen Tag für die Opfer des Nationalsozialismus.

2020 – 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz – beobachten wir ein Wiedererstarken des Antisemitismus in Deutschland und eine Zunahme antisemitischer Gewalttaten.

Aus diesem Anlass zeigten wir oben genannten Film.

Janusz Korczak widmete sein Leben (1878 oder 1879 – 1942) als Arzt, Pädagoge und Autor den Kindern und der Verwirklichung ihrer Rechte auf Kindheit, auf Nahrung und Gesundheit, auf Achtung und Mitbestimmung. Korczak leitete ab 1911 das jüdische Waisenhaus in Warschau. 1940 wurde es ins Warschauer Ghetto umgesiedelt, 1942 wurde Korczak zusammen mit „seinen“ Kindern und seinen Mitarbeiterinnen von den Nazis nach Treblinka deportiert und dort ermordet.

Schon zu seinen Lebzeiten und bis heute beziehen sich PädagogInnen und PsychologInnen auf sein Handeln und sein Werk, Schulen und Kindergärten sind nach ihm benannt, es wurden national und international viele Janusz-Korczak-Gesellschaften gegründet, eine Gesamtausgabe seiner Schriften liegt inzwischen vor, in Worphausen gibt es seit zehn Jahren die Janusz-Korczak-Geschwisterbücherei für die Unterstützung der Arbeit mit Geschwistern behinderter Kinder und ihrer Familien.

Mit der Vorführung dieses Films wollen wir Janusz Korzcak ehren: als großen Humanisten, als Op­fer der Nationalsozialisten, als unermüdlichen Kämpfer für das Recht jedes Menschen auf Freiheit und Würde. So wie der Name Auschwitz zum Inbegriff für die Mordmaschinerie der Nazis gewor­den ist, so steht der Name des großen Pädagogen, Arztes und Schriftstellers für das genaue Ge­genteil: für die Aufrechterhaltung der Humanität auch um den Preis des eigenen Untergangs.

Veranstalter:

  • AG Geschichte NS-Zeit im Heimatverein Worpswede
  • Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Bremen / Unterweser e.V.
  • Ev.-luth. Kirchengemeinde Worpswede
  • Gemeinde Worpswede, Der Bürgermeister

Zeittafel Warschauer Ghetto

Oktober 1939:

Absperrung der wichtigsten jüdischen Wohnviertel Warschaus mit Stacheldraht

November:     

Verordnung zur Bildung eines Judenrates, dessen Zusammensetzung von den Behörden der deutschen Besatzungsmacht gebilligt werden muß. Außerhalb des Ghettos müssen Juden Armbinden mit dem Davidsstern tragen.

Dezember:      

Am Eingang zum Judenviertel stellen die Deutschen große Tafeln mit der Aufschrift „Vorsicht, Seuchengefahr!“ auf.

November 1940:

Das Ghetto wird abgeriegelt. Hinter seinen Mauern leben fast eine halbe Million Menschen.

November 1941:

Einführung der Todesstrafe für Juden, die beim illegalen Verlassen des Ghettos aufgegriffen werden, desgleichen für Polen, die bei dem Versuch ertappt werden, ihnen zu helfen. Die Lebensbedingungen im Ghetto sind äußerst hart. Die tägliche Lebensmittelration liegt bei 184 Kalorien. 11000 Juden sterben 1941 an Unterernährung und ihren Folgen.

22. Juli 1942:

Erste Massendeportationen aus dem Osten; angeblich sollen alle Juden im Osten angesiedelt werden. Ausgenommen sind die für den Judenrat Tätigen sowie die bei deutschen Firmen, bei der jüdischen Ghettopolizei und an den jüdischen Krankenhäusern beschäftigten Juden mit ihren unmittelbaren Angehörigen.

23. Juli:

Adam Czerniaków, der Vorsitzende des Judenrats, begeht Selbstmord.

Juli-September:

Hauptwelle der Deportationen in das Todeslager Treblinka. Der Judenrat hat dem Umschlagplatz täglich zunächst 6000, dann 10000 Juden zuzuliefern, angeblich, um sie in Arbeitslager umzusiedeln, während sie in Wahrheit nach Treblinka deportiert werden.

August

Deportation des „Dom Sierot“ mit Korczak, mit Stefanie Wilczynska, seiner Mitarbeiterin seit 1911, dem übrigen Personal und etwa 200 Kindern in das Vernichtungslager Treblinka; vermuteter Todestag: 5. 8. 1942

September:

Das Ghetto erhält den Status eines Arbeitslagers. Nur 60000 Juden bleiben im Ghetto zurück. Gründung der Jüdischen Kampforganisation ZOB.

19. April 1943:

Beginn des Ghettoaufstands. … dauert vier Wochen. 7000 Juden fallen im Kampf, 6000 verbrennen in ihren Verstecken, und 56000 werden nach Treblinka deportiert. Einige überlebende Kämpfer entkommen durch die Kanalisation und können sich mit Lastwagen in die umliegenden Wälder retten.

1. August – 2. Oktober 1944:

Warschauer Aufstand. Ca. 200000 Getötete. Warschau wird bis auf die Grundmauern zerstört.

17. Januar 1945:

Befreiung Warschaus durch die Rote Armee.

(Auszüge entnommen aus: Adina Blady Szwajgier, Die Erinnerung verläßt mich nie. Das Kinderkrankenhaus im Warschauer Ghetto und der jüdische Widerstand, München 1993, S. 198ff)