Zum 3. Jahrestag des rassistischen Anschlags von Hanau

Wir gedenken der neun Frauen und Männer, die am 19.2.2020 in Hanau von einem rechtsextremen Rassisten ermordet wurden.

Ferhat Unvar

Hamza Kurtović

Said Nesar Hashemi

Vili Viorel Păun

Mercedes Kierpacz

Kaloyan Velkov

Fatih Saraçoğlu

Sedat Gürbüz

Gökhan Gültekin

Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen und denen, die diesen Anschlag überlebt haben.

Mit unserem Gedenken wollen wir gegen das Vergessen angehen und die Familien in ihrem Einsatz für ein Mahnmal im Zentrum von Hanau unterstützen.

NIE WIEDER darf nicht zur leeren Worthülse während einer Gedenkstunde ein Mal im Jahr verkommen.

NIE WIEDER bedeutet im Alltag gegen jegliche Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion oder sexuellen Orientierung einzuschreiten – in Familien, Schulen, im Sport und in Kulturveranstaltungen, auf der Straße, in Bus und Bahn.

NIE WIEDER setzt Prävention von Rassismus, Antisemitismus und Homophobie voraus und bedeutet ein konsequentes Vorgehen der Regierung und staatlicher Institutionen gegen jegliche Gewaltorientierung und Gewalt gegen Angehörige von Minderheiten.

Von WEHRET DEN ANFÄNGEN kann nicht mehr die Rede sein – zu weit fortgeschritten sind Hass und Gewalt. Gemeinsam müssen wir für ein friedliches Zusammenleben in Hanau, in Worpswede oder anderswo kämpfen.

Initiative NIE WIEDER – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts

Aufruf zum Internationalen Tag des Gedenkens für alle Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023 – Vortrag und Diskussion

Lasst uns gemeinsam am 27. 01. 2023 ab 18.00h den Rosa-Abraham-Platz mit Blumen, Lichtern und Plakaten zu einem leuchtenden Feld der Erinnerung und des stillen Gedenkens machen!

Dieses Foto wurde 4 Wochen nach dem Einzug der Amerikaner in Buchenwald gemacht. Die jungen Leute – 17 bis 21-jährige Jugoslawen, Ungarn, Polen – hatten seit dieser Zeit eine hervorragende Verpflegung durch die Amerikaner erhalten. Der junge Körper überwindet rasch auch schwere Ernährungsfehler: die Versündigung an den vielen Zehntausenden war jedoch schon soweit fortgeschritten, dass auch eine vierwöchige Mastkur kaum Spuren hinterlassen hatte. Der Junge in der Mitte z.B. musste zur Aufnahme getragen werden.

(Text und Foto, gemacht von dem befreiten KZ-Häftling Alfred Stüber. Quelle: Sammlung Gedenkstätte Buchenwald)

Ab 19.00h in der Rathausdiele, Bauernreihe 1:

Vortrag und Diskussion

Auschwitzbefreiung und transgenerationale Folgen von kollektiver Gewalt nach 1945 bis heute

  • Begrüßung/Moderation: Dr. Almut Helvogt, Initiative NIE WIEDER
  • Einführung: Dr. Bernd Moldenhauer,  Initiative NIE WIEDER
  • Vortrag: Lukas Welz, Vorsitzender des Vorstands von AMCHA Deutschland e.V. und Geschäftsführender Leiter des Bundesverbandes der Psychosozialen Zentren für Überlebende von Krieg, Folter und Flucht (BafF) :

Folgen kollektiver Gewalt und die Arbeit mit Überlebenden, deren Nachkommen und mit Opfern aktueller Gewalt

(mit einigen kurzen Dokumentarfilmen aus dem Projekt „Leben nach dem Überleben. Überlebende des Holocaust und ihre Familien in Israel“)

Eine Kooperationsveranstaltung der Initiative NIE WIEDER – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts, Worpswede, mit der DIG Bremen/Unterweser e.V.

Mit der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz am 27. 1. 1945 durch die Rote Armee und in der Folge auch aus weiteren Lagern und Verstecken waren die Traumatisierung der Überlebenden und die Folgen von Gewalt und Terror für die Nachkommen bis heute nicht beendet.

Und auch die heutigen Opfer von Krieg, antisemitischer und fremdenfeindlicher Diskriminierung und Gewalt, von sexuellem Missbrauch und die vor Hunger, Armut und  Terror Geflüchteten werden ihr Leid im Zweifelsfall über Generationen hinweg spüren.

Wir danken für die Förderung durch „Demokratie leben!“ (Bildungsstätte Bredbeck im Landkreis Osterholz) und durch die DIG Bremen/Unterweser e.V.

Wir bitten um Spenden für AMCHA, eine nicht-staatliche Organisation in Israel, die den Überlebenden der Shoah sowie deren nachfolgenden Generationen bei der Bewältigung ihrer Traumata zur Seite steht. Unterstützt wird sie von AMCHA Deutschland.

Weihnachtsgruß

Wir wünschen allen Menschen in Worpswede und umzu eine frohe, friedliche Weihnachtszeit und ein unbeschwerteres Neues Jahr als das Vergangene. Besonders den vor Krieg, Terror, Armut und Hunger Geflüchteten wünschen wir eine herzliche Aufnahme in ihrem neuen Lebensort, Wärme und Geborgenheit.

In 2023 werden wir uns weiter für ein bewusstes Gedenken und Erinnern einsetzen:

  • am Internationalen Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus 27.1.2023
  • am Tag der Befreiung vom Faschismus 8.5.2023
  • am Gedenktag für die Opfer der Novemberpogrome 1938 am 9.11.2023

Und wir werden weiter gegen rechtsextreme Bewegungen, für ein friedliches Zusammenleben aller Einwohner*innen öffentlich auftreten ebenso wie für einen sofortigen Abzug aller Angriffstruppen aus der Ukraine.

Wir wehren uns gegen alle Versuche, die gegenwärtigen, uns alle beängstigenden Krisen zu instrumentalisieren für die Schwächung der Demokratie in Deutschland.

Nur gemeinsam sind wir stark!

Initiative NIE WIEDER- Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts!

9. November 2022: Gedenkveranstaltung mit Lesung

Hier finden Sie die Reden der Gedenkfeier.

Erinnerung – Gedenken – Mahnung

9. November 2022, 18.00 Uhr

Rosa-Abraham-Platz, Hembergstraße, Worpswede

Am 9. / 10. November 1938 erreichten die staatlich gelenkte antijüdische Propaganda und mörderische Rassenideologie der Nationalsozialisten einen Höhepunkt: SA-Männer, NS-Parteifunktionäre sowie deren Anhänger zerstörten unzählige Synagogen, Bethäuser und jüdische Friedhöfe. Tausende Geschäfte und Wohnungen jüdischer Familien wurden gestürmt und geplündert. Menschen jüdischen Glaubens wurden ermordet. Mindestens 30 000 Juden und Jüdinnen wurden in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen deportiert.

Gegen das Vergessen! Wir wollen immer wieder neu daran erinnern, wie sich Unmenschlichkeit Bahn gebrochen hat. Wachsam bleiben dafür, dass nicht wieder Menschengruppen mitten unter uns gedemütigt und verfolgt werden. Gerade in aktuellen Krisenzeiten sollten wir uns bewusst machen, wie schnell Diskriminierung, Hass, Antisemitismus und Rassismus in mörderischer Gewalt einen Höhepunkt erreichen können.

Anschließend an das Gedenken für die Opfer des Novemberpogroms 1938 gehen wir gemeinsam zur Ratsdiele im Rathaus, Bauernreihe 1:

Lesung aus dem Roman „Der Reisende“

von Ulrich Alexander Boschwitz in Kooperation mit dem Literarischen Quartier Bremen

Der Roman beschreibt höchst eindrücklich die Odyssee eines jüdischen Berliner Kaufmanns nach dem Novemberpogrom und die erschreckende Wirklichkeit (ab 19.00 Uhr).

Wir sammeln Spenden für AMCHA, eine nicht-staatliche Organisation in Israel, die den Überlebenden der Shoa sowie deren nachfolgendenden Generationen bei der Bewältigung ihrer Traumata zur Seite steht. Unterstützt wird sie von AMCHA Deutschland. Die Erfahrungen in der Arbeit mit Traumatisierten werden auch an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Arbeit mit Geflüchteten in Deutschland weitergegeben.

Die Gedenkveranstaltung wird getragen von:

  • AG „Aufarbeitung der NS-Zeit in Worpswede“ im Heimatverein Worpswede
  • Bildungsstätte Bredbeck, Heimvolkshochschule des Landkreises Osterholz
  • Bündnis 90/Die Grünen OV Worpswede
  • CDU Worpswede
  • Der Bürgermeister der Gemeinde Worpswede
  • Der Integrationsbeauftragte der Gemeinde Worpswede                                                    
  • Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Bremen / Unterweser e.V.                                 
  • DIE LINKE Worpswede                                     
  • Ev.-luth. Kirchengemeinde Hüttenbusch
  • Ev.-luth. Kirchengemeinde Worpswede
  • FDP Worpswede                                                   
  • Förderverein Maria Frieden e.V. Worpswede
  • Freunde Worpswedes e.V.                              
  • Freundeskreis Haus im Schluh                    
  • Heimatverein Worpswede e.V.                     
  • Heinrich-Vogeler-Gesellschaft Verein Barkenhoff Worpswede e.V.                             
  • SPD Worpswede                                                   
  • Stiftung Worpswede                                         
  • UWG Worpswede

Stellungnahme zur Gewalt aus der Gruppe rechter Querdenker und Querdenkerinnen in Worpswede

Von der Initiative NIE WIEDER – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts haben wir sechs Monate lang ab Anfang Januar dieses Jahres jeden Montag mit unseren angemelde­ten Tref­fen am Rathaus verhindert, dass Querdenker*innen und andere Mitglieder der rechten Szene aus Worpswede und umzu den Platz vor dem Rathaus besetzen konnten. Sie demons­trierten dann auf dem Dorfplatz gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pande­mie und gegen unsere Solidarität mit der durch die russische Armee angegriffene Ukraine. Zusätzlich meldete eine Gruppe Worpsweder Bürger*innen von Ende März bis Ende Mai jeden Montag ab 17.45 Uhr eine Versammlung auf dem Dorfplatz an, um von dort aus zum Rathaus zu gehen. Gemeinsam wollten wir verhin­dern, „dass rechtsradikale Bewegungen die Räume besetzen, dass neo­völkische Dogmen die Dis­kurse durchziehen, dass revisionistische, antidemokratische Ambitio­nen normalisiert und bagatelli­siert werden.“ (Die Publizistin Carolin Emcke in ihrer Laudatio zum Paul-Spiegel-Preis, in: Jüdische Allgemeine vom 7.7.22)

Der Vorgang

Am 11.7.22 kam – wie jeden Montag – eine Gruppe engagierter Worpsweder Bürger*innen zur Beobachtung einer nicht angemeldeten kleinen Versammlung von „Montagsspaziergänger*in­nen“ auf dem Worpsweder Dorfplatz zusammen. Dieses Mal war unter letzteren ein Mitglied der Klein­partei „Die Basis“ – laut Wikipedia der parteipolitische Arm der „Querdenker“-Bewegung – und sammelte Unterschriften, um bei der Landtagswahl im Oktober antreten zu können. Die Frau gab auch einen Zettel an eine der Worpsweder*innen, wurde dann aber informiert, dass diese eine Gegnerin der Querdenker sei, und forderte daraufhin ihren Zettel zurück. Als sie ihn nicht bekam, versuchte sie ihn sich mit Gewalt zurückzuholen, stürzte sich aufdie vor ihr Sitzende, würgte sie mit beiden Händen, schlug ihr auf den Kopf und riss ihr die Brille vom Gesicht. Die Angegriffene wurde verletzt. Es fanden sich Würgemale am Hals undRötungen am Kopf.Im Krankenhaus wurde eine Schädelprellung diagnostiziert. Freund*innen der Verletzten gelang es, die aggressive Frau fortzuziehen und die Polizei zu rufen. Querdenker, die zwei Meter danebenstanden, reagierten nicht und entfernten sich, als wäre nichts passiert.

Die Polizei notierte den Hergang und die Verletzungen. Ein Krankenwagen wurde gerufen, da die Verletzte kollabierte. Sie wurde zur Notaufnahme gebracht. Sie hat weiterhin Schmerzen.Eine Anzeige wegen Körperverletzung wurde erstattet.

Mit diesem Vorfall ist in Worpswede endgültig das Selbstbild der Querdenker*innen vom harmlosen, un­bescholtenen Bürger, der dort mit anderen „spazieren geht“ und sich der Gemeinschaft erfreut, zer­stört.

Die unkontrollierte Wut der Frau ist nicht zuletzt ein Resultat der monatelangen Hetze in Social Media, besonders in den Telegramgruppen: Das ständige Bestärktwerden in der Über­zeugung, dass nur die Querdenker*innen noch klar denken, dass sich alle außerhalb ihrer Ge­meinschaft gegen sie wenden, die Eliten auf der ganzen Welt Teil einer menschheitszerstö­renden Verschwörung sind und nur der „Freiheitskampf“ der „Montagsspaziergänger*innen“ die Welt vor dem Untergang retten kann.  Der Schritt zur Gewalt ist bei diesem Selbstverständnis nicht mehr weit.

Von der Meinung über die Drohung zur Gewalt

Der geschilderte Verlauf ist weder zufällig noch einmalig. Er zeigt das Muster, nach dem alle rechten Bewegungen seit jeher vorgehen – auf nationaler Ebene, wenn sie die Demokratie zer­stören wollen; im lokalen Maßstab, wenn sie ihren fixen Ideen und ihrer Wut öffentlich Gel­tung verschaffen wollen.

Anfangs geht es scheinbar um die Meinungsfreiheit. Sie wollen, dass auch mit ihnen diskutiert wird. Wir erinnern uns der Leuchttafel, die einer der Querdenker mit sich her­umtrug: „Wir müssen reden.“ Sie wollen aber nicht reden, sondern ihre Meinung durchsetzen. Und sie besetzen und deuten Begriffe wie „Freiheit“, „Frieden“ etc. um wie es schon Orwell in seiner bekannten Dystopie „1984“ für den „Neusprech“ beschrieben hat: „Krieg ist Frieden; Freiheit ist Sklaverei; Unwissenheit ist Stärke.“

Ihre Aufzüge haben immer etwas Drohendes. Jeder spürt das, der nicht ihre Meinungen vertritt. Und von der Drohung ist es nicht weit zur Gewalt. 

Gewalt ist der Weg, auf den rechte Bewegungen setzen. Das haben sie in den zwanziger Jah­ren getan mit ihren „Saalschutztruppen“, das tun sie heute, wenn ihnen der Staat den Freiraum lässt. 

Die gerichtliche Aufarbeitung

„Zivilcourage zeigt sich sichtbar im öffentlichen Raum. Es gibt sie nicht im Verborgenen. Zivilcourage allein und klammheimlich zu Hause gibt es nicht. Das ist bloß Maulheldentum.“ (nochmal Carolin Emcke). Aber wo ge­waltfreie Diskussion auf gewalttätige Gruppen trifft, reicht Zivilcourage nicht aus. Das ist dann eine Sache der Polizei, die hoffentlich eingreifen wird, bevor ein solcher Angriff noch einmal ge­schieht, und eine Sache der Gerichte.

Wir sind solidarisch mit der Angegriffenen. Wir hoffen, dass ihre Anklage nicht auf eine Justiz trifft, die auf dem rechten Auge blind ist, und wünschen uns allen, dass wir uns durch rech­te Gewalt nicht einschüchtern lassen. 

„Ich will mein Leben zurück!“ – Tanyas Flucht vor dem Krieg

Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.

Bertolt Brecht, 1951

Einladung

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24.2.2022 ruft die Initiative NIE WIEDER – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts jeden Montag zu einer Versammlung vor dem Worpsweder Rathaus auf – als Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine, den Geflüchteten, den russischen Deserteuren und Oppositionellen und den in Folge dieses Krieges von Hungerkatastrophen bedrohten Menschen. Und gegen die Verdrehungen der Querdenker*innen, die die angegriffenen ukrainischen Opfer und „den Westen“ zu Tätern machen.

Für den sofortigen Abzug aller russischen Truppen!

Am Montag, den 30.5.2022 wollen wir uns wieder um 18.00h vor dem Rathaus, Bauernreihe 1, mit möglichst vielen Menschen aus Worpswede und anderen Orten, Erwachsenen und Jugendlichen versammeln.

Als Gast spricht Tetyana Chernyavska, 2. Vorsitzende des Vereins „Ein Herz für die Ukraine e.V.“ aus Bremen.

Für die Gemeinde begrüßt Bürgermeister Stefan Schwenke,

für die Initiative NIE WIEDER Dr. Bernd Moldenhauer.

Im Anschluss daran sehen wir in der Bötjerschen Scheune den halbstündigen Film

„Ich will mein Leben zurück!“ – Tanyas Flucht vor dem Krieg

„Tanya ist 31 und verliert zum zweiten Mal ihr zu Hause. 2014 musste ihre Familie aus Donezk fliehen, als prorussische Separatisten dort die Macht übernahmen. Am 24. Februar floh sie aus Kiew. Auf der Flucht träumt sie ihrem alten Leben nach“ (aus der Ankündigung des Films).

(Ein Film von Linda Vierecke, Deutsche Welle)

Danach können wir über die Ansprachen und den Film ins Gespräch kommen.

Der Eintritt ist frei.

Über Spenden vor Ort freut sich der Verein „Ein Herz für die Ukraine e.V.“ oder auf das Konto:

Herz für die Ukraine e.V.
Sparkasse Bremen

IBAN: DE08 2905 0101 0081 4927 95

BLZ: 290 501 01

Stichwort: Solidaritätsveranstaltung Worpswede

8. Mai und Vandalismus

Die Veranstaltung unserer Initiative zum Tag der Befreiung war zwar mit 54 Anwesenden nicht so gut besucht wie bei anderen Gedenktagen, aber ein eindrucksvolles Zeichen der Erinnerung an die Befreiung vom Faschismus und eine Manifestation gegen den russischen Angriffskrieg und für dessen sofortige Beendigung.

Hier finden Sie die Redebeiträge von Almut Helvogt und Hermann Kuhn und die sehr bewegende Lesung mit Berichten von ukrainischen Shoaüberlebenden.

Leider werden die rechten Vandalen in Worpswede immer destruktiver:
Unsere an den Bäumen befestigten Einladungsplakate wurden zum großen Teil entwendet, unsere großen, gedruckten Banner in der Nacht auf heute zerstört, ein Cabriofahrer rief uns den Nazigruss „He*l H*tler“ zu.

Gerade jetzt sollten alle Demokrat*innen solidarisch zusammenhalten und nicht tatenlos zuschauen, wie die Rechten in verschiedenen Gegenden Deutschlands radikaler werden!

Gedenkveranstaltung zum 8. Mai – Tag der Befreiung

Wir rufen alle Worpsweder*innen auf, am Tag der Befreiung an die Opfer des Nationalsozialismus und die Befreiung Deutschlands und ganz Europas von Krieg und Faschismus durch die Truppen der Alliierten zu erinnern.

Die Gedenkveranstaltung findet auf dem Rosa-Abraham-Platz  am 8. 5. 2022 um 17.00h statt.

Der 8. Mai 2022 ist neben der Erinnerung eindringliche Mahnung, den Krieg in der Ukraine durch einen sofortigen Waffenstillstand zu beenden ebenso wie die anderen Kriege auf dieser Welt, die unermessliches Leid erzeugen.

  • Begrüßung: Dr. Almut Helvogt, Initiative NIE WIEDER, Worpswede
  • Rede: Dr. Hermann Kuhn, Vorsitzender der DIG Bremen/Unterweser e.V.
  • Kurze Lesung durch die Mitglieder der Initiative: Aussagen von Shoa-Überlebenden 1945 / Aussagen ukrainischer Shoa Ü-erlebender 2022
  • Gespräche untereinander und mit dem Redner

Aufruf zum Gedenken:

Darf man nicht wissen wollen?

Thomas Mann nach der Befreirung am 8. Maia 1945

Seine und unsere Antwort lautet: Nein! Nein, weil es unsere demokratische und weil es unsere menschliche Pflicht ist.“

Frank Imhoff, Präsident der Bremischen Bürgerschaft am 27.1.2022

Wissen heißt Nach-Denken. Nach-Fragen. Sich erinnern. Sich bewusst machen, wie es zur Nazidiktatur kommen konnte und warum der 8. Mai 1945 kein Tag der Kapitulation für Deutschland war, sondern

der Tag der Befreiung vom verbrecherischsten und mörderischsten Herrschaftssystem in der Menschheitsgeschichte.

Erst 1985 sprach es Richard von Weizsäcker als erster Bundespräsident aus:

„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“

Nicht die Alliierten waren schuld, dass ganz Deutschland in Trümmern lag – die Truppen der Alliierten konnten nur auf diesem Weg Europa vom Krieg befreien, den Deutschland 1939 angefangen hatte. Der größte Teil der deutschen Bevölkerung hat die Nazidiktatur offen oder stillschweigend unterstützt und den Krieg mitgetragen.

Noch heute denkt knapp die Hälfte der Bevölkerung (47 Prozent), die meisten Deutschen damals hätten „nicht so viel“ bis keinerlei Schuld an der Vernichtung der Juden getragen. 81 Prozent der Befragten sagen, vom Holocaust hätten die meisten Deutschen nichts oder nichts Genaues gewusst. (Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF, 2020)

Die deutsche Bevölkerung wusste von diesem Grauen, selbst aus den Vernichtungslagern in Osteuropa gab es heimlich Nachrichten. Dreißig Konzentrationslager und 1.300 Außenlager gab es in Deutschland. Weitere 2.300 Lager, etwa Arbeitserziehungslager, außerdem Ermordungsorte für Erwachsene, Jugendliche und Kinder mit Behinderungen. Dazu weitere 20.000 Lager für Zwangsarbeiter*innen. Insgesamt fast 24.000 Lager, in denen Juden, Jüdinnen, Sinti, Roma, Homosexuelle, Oppositionelle, Zwangsarbeiter*innen, Kriegsgefangene, „Asoziale“, verurteilte Straftäter*innen, Denunzierte u.a. verhungerten, erkrankt starben, sich zu Tode schufteten, gefoltert bzw. ermordet wurden. Viele Deutsche waren Nachbarn der Lager. Und sie hatten die Reichspogromnacht 1938 erlebt, den ersten Höhepunkt offener und öffentlicher Gewalt gegen Juden und Jüdinnen in Nazideutschland.

Die amerikanische Armee zwang die Weimarer Bevölkerung, das KZ Buchenwald fünf Tage nach seiner Befreiung zu besuchen. Eine Journalistin beschreibt die Szene: „Frauen fielen in Ohnmacht oder weinten. Männer bedeckten ihr Gesicht und drehten die Köpfe weg. Als die Zivilisten immer wieder riefen: ›Wir haben nichts gewußt! Wir haben nichts gewußt!‹, gerieten die Ex-Häftlinge außer sich vor Wut. ›Ihr habt es gewußt‹, schrien sie. ›Wir haben neben euch in den Fabriken gearbeitet. Wir haben es euch gesagt und dabei unser Leben riskiert. Aber ihr habt nichts getan.‹“ (M. Bourke-White, Korrespondentin der Illustrierten Life im Nachkriegsdeutschland)

Nicht-Wissen-Wollen heisst Leugnung, Abwehr, Wegsehen. Das alles sind Bausteine für Rechtsextremis-mus, Antisemitismus und Rassismus. Der Aufstieg der AfD, das Attentat von Halle, die Morde in Hanau, Gewalt gegen Juden und Geflüchtete, rechte Netzwerke in Polizei und Bundeswehr, Leugner der Shoa in sozialen Medien und Judensterne auf Corona-Demonstrationen – das alles zeigt uns, dass Teile unserer Gesellschaft nicht aus der Geschichte lernen wollen und dass wir uns der Frage stellen müssen: Wird aus dem „NIE WIEDER!“ ein „Schon wieder?“ Oder ein „Immer wieder?“

Auch andere wollen nicht aus der Geschichte lernen, dass Kriege nur Verlierer haben, dass Krieg Tod, grenzenlose Zerstörung und unvorstellbares Leid bedeutet.  Die Vergangenheit wird plötzlich gegenwärtig. Erschüttert stehen wir vor dem vom russischen Staatspräsidenten Putin und seinen Gefolgsleuten begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Mitten in Europa ist wieder Krieg! Das heutige Russland und die heutige Ukraine haben als Teile der früheren Sowjetunion neben Polen und der jüdischen Bevölkerung Europas die größten Verluste durch Shoa und Nazikrieg erlitten. Jede Familie in der Sowjetunion hatte durch den Naziangriffskrieg und die Shoa Opfer zu beklagen, die Erinnerung an dieses Leid ist tief in der Bevölkerung verankert. Diese Erinnerung an den „Großen Vaterländischen Krieg“ gegen Nazi-Deutschland mißbraucht Putin, wenn er den Krieg mit der angeblichen „Entnazifizierung“ von Staat und Gesellschaft der Ukraine durch die russische Armee legitimiert.

Auch in Russland und auch bei uns gibt es Befürworter*innen dieses Angriffskriegs. Sie haben nichts lernen wollen aus der Vergangenheit. Sicher gibt es in der Ukraine eine rechtsextreme Szene. Mit der Wahl von Präsident Selenskij (mit jüdischen Wurzeln) und durch seine Politik (z.B. Verabschiedung eines Gesetzes gegen Antisemitismus) kann sie an Bedeutung verlieren.

Putin umgibt sich mit Faschisten und Kriegsverbrechern wie Alexander Dugin, seinem Chefideologen und faschistischen Philosophen, mit Dimitri Utkin, einem Verehrer des Nationalsozialismus und Anführer der berüchtigten Wagnergruppe und anderen ähnlich Gesinnten.

Rechtsextremismus in einer Gesellschaft wäre ausserdem kein Grund, ein Land zu überfallen, Tausende Menschen zu töten, Millionen zu Flüchtlingen werden zu lassen, Städte, Landwirtschaft und Gedenkstätten zu zerstören und unübersehbare globale Schäden zu verursachen. Eine Lehre nach dem Zweiten Weltkrieg war die Ächtung eines Angriffskrieges in der UN-Charta von 1945! Es gibt überhaupt keine Rechtfertigung für Angriffskriege, auch nicht gegen die Ukraine.

Wir sammeln für AMCHA, eine Organisation in Israel, die den Überlebenden der Shoa sowie deren nachfolgenden Generationen bei der Bewältigung ihrer Traumata zur Seite steht. Unterstützt wird sie von AMCHA Deutschland. Aktuell sollen die Spenden die medizinische Versorgung der besonders gefährdeten hochbetagten Shoa-Überlebenden in der Ukraine unterstützen.

Zusätzlich zu unserem Aufruf für die Gedenkveranstaltung am 8.5.2022 möchten wir auf ein Thema eingehen, dem die Gefahr droht, in seiner Vielfalt und seinem Umfang immer stärker in Vergessenheit zu geraten: dem Widerstand gegen die Nazidiktatur.

Der Aufruf wird unterstützt von:

  • AG „Aufarbeitung der NS-Zeit in Worpswede“ im Heimatverein Worpswede
  • Bildungsstätte Bredbeck
  • Bündnis für Demokratie OHZ
  • Bürgermeister der Gemeinde Worpswede 
  • CDU Worpswede                                                         
  • Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Bremen / Unterweser e.V.                             
  • Bündnis 90/Die Grünen OV Worpswede       
  • DIE LINKE Worpswede
  • Ev.-luth. Kirchengemeinde Hüttenbusch    
  • Ev.-luth. Kirchengemeinde Worpswede       
  • FDP Worpswede                      
  • Förderverein Maria Frieden e.V. Worpswede
  • Freunde Worpswedes e.V.                                     
  • Heimatverein Worpswede e.V.                        
  • Heinrich-Vogeler-Gesellschaft Verein Barkenhoff Worpswede e.V.
  • SPD Worpswede                                        
  • Stiftung Worpswede                                                
  • UWG Worpswede