Kapitulation – Sieg – Befreiung
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa durch dievollständige Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Durch den Sieg der Alliierten wurden Deutschland und Europa vom nationalsozialistischen Terror befreit.
Eine Stunde Null hat es nicht gegeben
Mithilfe der Vertreter der Alliierten Armeen konnten nach der gescheiterten Weimarer Republik wieder rechtsstaatliche und demokratische Verhältnisse entstehen.
Allerdings konnten sich in einem breit angelegten Entnazifizierungsprozess die meisten Anhänger und Wähler der NSDAP zu harmlosen Mitläufern oder gar zu Widerstandskämpfern erklären.
In Verwaltung, Polizei und Justiz, in Kliniken und Universitäten konnte ein Großteil der alten Nazis weitermachen. In Bremen waren z. B. 65% im Richterkollegium und in den höchsten Stellungen der Justizbehörde ehemalige Nazis und 2/3 aller Lehrer*innen in deutschen Schulen.
Die NS-Diktatur wurde bis in die 1960er Jahre beschwiegen, verdrängt, geleugnet. Auch die danach vor allem durch die Studentenbewegung in Gang gesetzte Bildungs- und Aufklärungsarbeit hat offensichtlich keine hinreichende Wandlung in den Köpfen und Gefühlen herbeigeführt, um den Rechtsstaat gegen alle autoritären Anwandlungen verteidigen zu wollen, wie wir angesichts der aktuellen Entwicklungen feststellen müssen. Wesentliche Elemente nazistischer Ideologie wie Ungleichwertigkeit der Menschen, Rassismus, Antisemitismus, Benachteiligung von Armen und Schwachen werden wieder zur Normalität in öffentlichen Auseinandersetzungen.
So lässt sich erklären, dass 80 Jahre nach dem totalen Scheitern der Nazidiktatur 20 bis 50 % unserer Bevölkerung – je nach Ort und Region – eine extrem rechte Partei wieder an die Macht bringen wollen und auch, dass nicht alle anderen Parteien dem energischen Widerstand entgegensetzen. Dabei hätte die extreme Rechte bei einem klaren Bekenntnis aller Parteien diesseits des Rechtsextremismus zu Rechtsstaat und Demokratie nach wie vor keine Chance.
Wir erinnern daran, was passiert ist, als man den Wahl- und Friedensversprechen der Nazis geglaubt hatte. Wir wollen nicht noch einmal durch haltlose Parolen und die Bereitschaft von Teilen unserer Bevölkerung, ihnen zu folgen, um alles gebracht werden, was dieses Land lebenswert macht.
Wir rufen alle Worpsweder*innen auf, an die Opfer des Nationalsozialismus und die Befreiung Deutschlands und ganz Europas von Krieg und Faschismus durch die Truppen der Alliierten zu erinnern.
Die Gedenkveranstaltung findet auf dem Rosa-Abraham-Platz am 8. 5. 2025 um 18.00 Uhr statt.
In diesem Jahr sammeln wir für den Gedenkort an die im Nationalsozialismus ermordeten Menschen aus Worpswede.
EINE STUNDE NULL HAT ES NICHT GEGEBEN!
– Ein Blick auf die Täter und Mitläufer –
Begrüßung und Moderation: Dr. Almut Helvogt
Lesung
aus: Saul Padover, Lügendetektor. Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45
Kontinuitäten und Brüche
– Ein Bogen von 1945 bis heute –
Dr. Bernd Moldenhauer: Justiz und Polizei
- Die Entnazifizierung als vertane Chance. Hitler ging – Die „Fachleute“ kamen wieder.
- Extrem rechte Tendenzen heute
- Demokratische Bewegungen für die Aufrechterhaltung des Rechtsstaats
Dr. Almut Helvogt: Erziehung zur Härte. Menschenbilder in Erziehung und Medizin
- Von der Härteerziehung zu Liebe und Bedürfnisorientierung, von bedingungslosem Gehorsam zur Partizipation – Demokratische Erfolgsgeschichte?
Sammlung für den Gedenkort an die im Nationalsozialismus ermordeten Menschen aus Worpswede
Barbara Millies von der Arbeitsgruppe „Aufarbeitung der NS-Zeit in Worpswede“ im Heimat- und Geschichtsverein Worpswede e.V.
Abschluss
Dr. Almut Helvogt: Bedrohte Demokratie – Erinnern heißt Verändern!