AUFRUF ZUM 85. JAHRESTAG DES NOVEMBERPOGROMS 1938

In den Tagen um den 9. November 1938 beteiligten sich viele Menschen in Deutschland an den schlimmsten Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung seit dem Mittelalter – Synagogen in Flammen, Verwüstungen, Plünderungen, Verhaftungen, Morde.


Von der Bevölkerung wurde das Pogrom größtenteils mit Gleichgültigkeit und Wohlgefallen hingenommen, teilweise wurde Skepsis geäußert. Offenen Protest gab es nicht.


Die Bösartigkeit der Täter zeigt ein Schicksal wie das des Ehepaars Goldberg aus Burgdamm am 9.11.1938. Dr. Goldberg war ein beliebter, zutiefst human denkender und handelnder Arzt. Die Ermordung des Ehepaars zeigt, was es auch für Einzelne bedeutet, wenn die extreme Rechte die Macht übernimmt.


Das Pogrom war nicht mit dem Niederbrennen von Synagogen und der Ermordung jüdischer Bürger beendet. Es war der Auftakt zur systematischen Verfolgung der Juden, zu ihrer Deportation in Konzentrations- und Vernichtungslager.


Die Erinnerung an diese Ereignisse hat aktuelle Bedeutung. Es kann sich alles wiederholen. Die Zunahme des Antisemitismus und der Zulauf zu den extremen Rechten mit Zustimmungswerten von 30 % in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sagt uns: der Weg zu Autokratie und Faschismus ist in vielen Punkten eine Wiederholung dessen, was wir aus den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts kennen.


Diese Bewegungen sind nicht unaufhaltsam. Die extreme Rechte ist die Minderheit. Sie hätte damals durch die Einigkeit aller demokratischen Parteien und Bürger von der Macht ferngehalten werden können. Auch das können wir aus der Geschichte lernen.

Wir rufen alle Einwohner*innen der Gemeinde Worpswede auf, sich zum Gedenken an die Opfer des Novemberpogroms 1938 und zur Abwehr von heutigem Antisemitismus und Rechtsextremismus auf dem

Rosa-Abraham-Platz am 9. 11. 2023 um 18h

zu versammeln.

Programm für die Gedenkveranstaltung am 9. November 2023

von 18.00-19.00h auf dem Rosa-Abraham-Platz, Worpswede

Begrüßung und Moderation: 

Barbara Gottwald

Gedenkreden:

1. Pastor Jörn Contag:

„Nie werden wir sie vergessen!“ – Verfolgte, entrechtete, ermordete

Jüdinnen und Juden aus Worpswede und umzu

– Die Lebens- und Leidensgeschichte des Ehepaars Goldberg aus Burgdamm –

2. Dr. Harro Jenss:

Was geschah in den Tagen nach dem Novemberpogrom?

3. Katharina Hanstein-Moldenhauer

Und heute?

– Zunahme von Antisemitismus und Rechtsextremismus,

Angriffe auf den Rechtsstaat und die Demokratie, Krieg in Europa… –

– Zivilcourage und Gegenwehr –

Ian Bild:

Persönliche Erinnerungen

Kaddisch

Wir sammeln für AMCHA, eine Organisation in Israel, die den Überlebenden der Shoa sowie deren nachfolgenden Ge­nerationen bei der Bewältigung ihrer Traumata zur Seite steht. Unterstützt wird sie von AMCHA Deutschland. Aktuell sol­len die Spenden die medizinische Versorgung der besonders gefährdeten hochbetagten Shoa-Überlebenden in der Uk­raine unterstützen.

Der Aufruf wird getragen von:

  • Bildungsstätte Bredbeck, Heimvolkshochschule des Landkreises Osterholz  
  • Bündnis 90/Die Grünen OV Worpswede
  • CDU Worpswede
  • Der Bürgermeister der Gemeinde Worpswede
  • Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Bremen / Unterweser e.V.
  • DIE LINKE Worpswede
  • FDP Worpswede    
  • Fraktion „Die Worpsweder“ im Gemeinderat Worpswede
  • Freunde Worpswedes e.V.
  • Freundeskreis Haus im Schluh Worpswede e.V.
  • Heinrich-Vogeler-Gesellschaft Verein Barkenhoff Worpswede e.V.
  • SPD Worpswede    
  • Stiftung Worpswede            
  • UWG Worpswede
  • Worpswede gegen Rechts

Zum Terrorangriff der Hamas auf Israel

Die Hamas hat am 7.10.2023 vom Gazastreifen aus einen mörderischen Angriff auf Israel
gestartet.
Israel wird 50 Jahre nach dem Jom Kippur Krieg massiv in seiner Existenz bedroht. Und das
zu einem Zeitpunkt, in dem es innerlich zerrissen ist durch die Angriffe einer rechten Regierung auf die Demokratie und außenpolitisch Fortschritte in der Kooperation mit verschiedenen arabischen Staaten gemacht (Abraham-Abkommen) oder vorbereitet hat (mit Saudi-Arabien). Das erstere nutzt die Hamas aus, letzteres soll verhindert werden.

Wir zitieren aus einem Brief von  Ofer Waldman (Haifa), früher Hornist des West-Eastern Diwan Orchestra (SZ v. 11.10.23):

„Wären die Ziele der Hamas-Terroristen  die Militäranlagen um Gaza herum gewesen, hätte man von einer kriegerischen Handlung sprechen können. Doch sie stürmten Ortschaften, in einigen Dörfern waren bald sämtliche Einwohner tot oder verschleppt.Die Zahlen, Stand Donnerstag  morgen: mehr als 1200 Tote, davon etwa 1000 Zivilistinnen und Zivilisten. Kinder, die mit verbundenen  Händen erschossen wurden. 3000 Verwundete. Eine unbekannte Zahl vergewaltigter Frauen. Über 100 Verschleppte, darunter kleine Kinder, Mütter, ältere, zum Teil demente Menschen. Dabei filmten sich die  Hamas-Terroristen, zum Teil mit den Handys ihrer Opfer, posteten ihre Bilder in den sozialen Medien, wo sie auch Israelis sahen – parallel zu den Bildern, die Familien posteten … Wer hat mein Kind gesehen? Meine Eltern? Meinen Mann, meine Frau?“

Die Hamas feuerte Tausende Raketen auf die Zivilbevölkerung, wobei die Bewohnerinnen und Bewohner des Gazastreifens als menschliche Schutzschilde benutzt werden, indem Schulen und andere zivile Gebäude als Deckung für Kommandozentralen, Abschussrampen und Waffenlagerstätten dienen.

Die Hamas-Terroristen gehen so vor, wie es vom IS bekannt ist. Von Hass geleitete unvorstellbare Brutalität, Enthauptungen, wahllose Erschießungen von gefesselten und fliehenden Menschen und Demütigungen von Entführten. Zurück bleiben Tote, Zerstörung und Hass.

Die Hamas hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie Israels Existenz – egal in welchen
Grenzen – nie anerkennen wird: „Free Palestine – from the river to the sea!“ Auf diese
Landkarte passt kein jüdischer Staat.

Die Sicherheit Israels wurde zur deutschen Staatsräson erklärt. D.h. in einer Situation, in der
Israels Existenz so schlimm wie noch nie bedroht ist, muss die deutsche Regierung ihre Solidarität mit der israelischen Regierung und der israelischen Bevölkerung nicht nur mit Worten zeigen. Sie sollte die Zahlungen an die palästinensischen Behörden einstellen, solange nicht gesichert ist, dass sie weder bei der Hamas noch als Renten bei Familien von Selbstmordattentätern ankommen. Die Regierung sollte alle Möglichkeiten nutzen, die von der Hamas entführten Geiseln zu retten. Zudem muß sie verstärkt dafür Sorge tragen, dass die Jüdinnen und Juden sowie jüdische Einrichtungen vor antisemitischen Angriffen und Gewaltakten geschützt werden.

Ian Bild, Mitglied unserer Initiative, schreibt:

„Meine Mutter wohnt in Israel, in Herzliya bei Tel Aviv, und meine Schwester wohnt mit ihrer Familie im Kibbuz Neve Yam in der Nähe von Haifa.

Die unmittelbare Familie ist in Sicherheit, doch die Lage in der Region ist schrecklich. Verwandte im Kibbuz Nir Oz an der Grenze zu Gaza überlebten die Massaker von der Hamas, aber mindestens 25 Kibbuz-Bewohner und -Bewohnerinnen wurden dort ermordet und etwa 80 entführt. In Gaza ist die Lage für die Bevölkerung auch furchtbar und könnte noch schlimmer werden.

Trotz allem möchte ich einen Hoffnungsschimmer in die schreckliche und schockierende Situation im Nahen Osten werfen.
Vor einigen Jahren habe ich für Deutschlandradio ein Feature über ein Dorf zwischen Tel Aviv und Jerusalem mit dem Namen: Neve Shalom / Wahat al Salam – auf Deutsch: Oase des Friedens – gemacht. Im Dorf leben und arbeiten Juden und Jüdinnen, Palästinenser und Palästinenserinnen zusammen. Sie haben eine Schule, in der ihre Kinder gemeinsam lernen, und ein Begegnungszentrum, in dem Gruppen von allen Seiten zusammenkommen, um ihre komplexen und unterschiedlichen Narrative zu diskutieren. Sie verstecken ihre Differenzen nicht unter dem Teppich, sondern versuchen, durch Diskussion und gegenseitige Freundschaft Lösungen zu finden.

Es gibt viele andere Beispiele in Israel / Palästina, Hoffnungsschimmer in einem ansonsten feindseligen Umfeld, die dennoch zeigen, dass Menschen von allen Seiten, ohne Anklage und Gewalt zusammenleben, arbeiten und diskutieren können.“

AUFRUF ZUM INTERNATIONALEN TAG DER BEFREIUNG AM 8. MAI 2023

Als sich am 25. April 1945 sowjetische und US-amerikanische Soldaten am Ost­ufer der Elbe bei Kreinitz erstmals trafen, feierten sie gemeinsam.

Für sie war es ein Feiertag: Die Befreiung der Menschen vom NS-Regime. Sie schworen gemeinsam: NIE WIEDER KRIEG. Einige dieser Soldaten wurden später zu aktiven Friedenskämpfern.

Gleichzeitig starben im April 1945 tausende Menschen im Kampf ge­gen die Reste der Deutschen Wehrmacht, als Flüchtlinge, auf den To­desmärschen aus den Konzentrationslagern, als Deserteure. Noch zwischen dem 6. und 10. April 1945 transportierten die Nazis mehrere tausend Häftlinge aus dem KZ Bergen-Belsen unter katastrophalen Bedingungen in drei „verlorenen Zügen“ in den Osten. Der letzte die­ser Züge endete nach einer Irrfahrt von zwei Wochen in Tröbitz, Süd­brandenburg. Dort wurden die Überlebenden am 23. April 1945 von sowjetischen Soldaten befreit. Zu ihnen gehörte ein 5-jähriges Mäd­chen, das in Bergen-Belsen zu den etwa 3000 inhaftierten jüdischen Kindern und Jugendlichen gehörte und das im KZ seine beiden Eltern durch Hunger und Krankheit verloren hatte. Von der Geschichte dieses Mäd­chens soll während der Veranstaltung am 8. Mai berichtet werden.

Der 8. Mai 1945 ist ein Feiertag und zugleich ein Tag der Erinnerung: an die Schrecken der NS-Herrschaft, an die Millionen Opfer, an den Widerstand gegen das NS-Regime. Nichts darf vergessen werden, am 8. Mai nicht und an keinem anderen Tag.

Der Schwur der Soldaten der Roten Armee und der US-Streitkräfte vom 25. April 1945 in Kreinitz ist aktueller denn je. Die Charta der Vereinten Nationen vom Oktober 1945 verbietet einen Angriffskrieg und Gewalt in den internationalen Beziehungen. In diesem Kontext ist der 8. Mai 2023 eindringliche Mahnung, den Krieg in der Ukraine durch einen sofortigen Waffenstillstand und den Rückzug aller russischen Truppen zu beenden, ebenso wie die anderen Kriege auf dieser Welt, die unermessliches Leid und unendli­che Zerstörung verursachen.

Wir rufen alle Worpsweder*innen auf, am Tag der Befreiung der Opfer des Nationalsozialismus und der Befreiung Deutschlands und ganz Eu­ropas von Krieg und Faschismus durch die Truppen der Alliierten zu ge­denken.

Die Gedenkveranstaltung findet auf dem Rosa-Abraham-Platz am 08.05.2023 um 17.00h statt.

Redner: Dr. Harro Jenss, Initiative NIE WIEDER – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts

Wir sammeln für AMCHA, eine Organisation in Israel, die den Überlebenden der Shoa sowie deren nachfolgenden Ge­nerationen bei der Bewältigung ihrer Traumata zur Seite steht. Unterstützt wird sie von AMCHA Deutschland. Aktuell sol­len die Spenden die medizinische Versorgung der besonders gefährdeten hochbetagten Shoa-Überlebenden in der Uk­raine unterstützen.

Der 8. Mai ist ein Anlass, über den seit Februar 2022 tobenden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine im Lichte unserer historischen Erfahrungen nachzudenken. Hier unser Text dazu: Wie enden Kriege?

Vortrag von Andrea Röpke

Gerne teilen wir die Einladung des Worpsweder Bündnisses gegen Rechts für diese spannende Veranstaltung, die wir unterstützen:

Vortrag von Andrea Röpke zum Thema

„Demokratie in Gefahr? Rechte Erscheinungsbilder in unserer Region“

Vorstellung der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus-für Demokratie“

am 12. April 2023
um 19.00 Uhr
Bötjer’sche Scheune
Bauernreihe 3a
27726 Worpswede

Demokratiefeindliches „Querdenken“, Reichsideologien und antisemitischer Verschwörungsglauben- Auch im Landkreis Osterholz und angrenzenden Regionen gibt es rechte Demonstrationen, Schulungen und eigene Medien der Szene. Der Widerstand von rechts formiert sich zumeist unauffällig im Hintergrund und wird radikaler. Die Corona- Pandemie bestärkt Teile der extrem rechten Szene in ihrem Kampf um Kultur und Bildung. Es gründen sich illegale Lerngruppen und Schulen. Zudem versucht eine pro-russische heterogene Bewegung den Ukraine-Krieg zu nutzen, um gesellschaftsfähiger zu werden.
Zu wenig ist über die neuen rechten Erscheinungsbilder und Strategien bekannt – zu wenig geschieht präventiv um dieser Gefährdung der Demokratie entgegen treten zu können.

Umso wichtiger ist es, diese Strukturen erkennen zu können, Vorgehensweisen agierender Personen zu verstehen und ihnen entgegenwirken zu können – sei es als Privatperson oder als Mitarbeitende in Gemeinde, Verwaltung oder sozialen Trägern.

Die Journalistin und Autorin Andrea Röpke möchte an diesem Abend die Teilnehmer*Innen aufklären und ihnen Hintergrundwissen an die Hand geben. Zudem wird die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus für Demokratie ihr Angebot vorstellen.

Andrea Röpke: Jahrgang 1965, Dipl.pol., freie Journalistin, Spezialgebiet Rechtsextremismus, Veröffentlichung ihrer aufwendigen Inside-Recherchen u. a. für den WDR, in der taz und beim NDR sowie in Fachportalen wie Blick nach rechts und zahlreichen Büchern, mehrere Auszeichnungen, darunter »Das unerschrockene Wort« (2009) und »Journalistin des Jahres« (Kategorie Politik, 2011), Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage (2015), Otto-Brenner-Preis (2017)

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Mit freundlichen Grüßen,

„Worpsweder Bündnis gegen Rechts“
————————————————————–​
Herzlicher Dank für die Kooperation/Unterstützung an:
Andrea Röpke
Die Förderung des Bundesprogrammes „Demokratie leben“
Mobile Beratung gegen Rechts- für Demokratie Team Nord Ost
Worpsweder Initiative „Nie Wieder- Erinnern für die Zukunft. Gemeinsam gegen Rechts“.
————————————————————–
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen, völkischen Parteien oder Organisationen angehören oder nahe stehen, der rechtsextremistischen, völkischen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser auszuschließen. Ton oder Bildaufnahmen sind aus Sicherheitsgründen nicht gestattet.
Die Veranstaltung findet vorbehaltlich der Zusage der beantragten
Fördermittel statt.

Zum 3. Jahrestag des rassistischen Anschlags von Hanau

Wir gedenken der neun Frauen und Männer, die am 19.2.2020 in Hanau von einem rechtsextremen Rassisten ermordet wurden.

Ferhat Unvar

Hamza Kurtović

Said Nesar Hashemi

Vili Viorel Păun

Mercedes Kierpacz

Kaloyan Velkov

Fatih Saraçoğlu

Sedat Gürbüz

Gökhan Gültekin

Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen und denen, die diesen Anschlag überlebt haben.

Mit unserem Gedenken wollen wir gegen das Vergessen angehen und die Familien in ihrem Einsatz für ein Mahnmal im Zentrum von Hanau unterstützen.

NIE WIEDER darf nicht zur leeren Worthülse während einer Gedenkstunde ein Mal im Jahr verkommen.

NIE WIEDER bedeutet im Alltag gegen jegliche Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion oder sexuellen Orientierung einzuschreiten – in Familien, Schulen, im Sport und in Kulturveranstaltungen, auf der Straße, in Bus und Bahn.

NIE WIEDER setzt Prävention von Rassismus, Antisemitismus und Homophobie voraus und bedeutet ein konsequentes Vorgehen der Regierung und staatlicher Institutionen gegen jegliche Gewaltorientierung und Gewalt gegen Angehörige von Minderheiten.

Von WEHRET DEN ANFÄNGEN kann nicht mehr die Rede sein – zu weit fortgeschritten sind Hass und Gewalt. Gemeinsam müssen wir für ein friedliches Zusammenleben in Hanau, in Worpswede oder anderswo kämpfen.

Initiative NIE WIEDER – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts

Aufruf zum Internationalen Tag des Gedenkens für alle Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023 – Vortrag und Diskussion

Lasst uns gemeinsam am 27. 01. 2023 ab 18.00h den Rosa-Abraham-Platz mit Blumen, Lichtern und Plakaten zu einem leuchtenden Feld der Erinnerung und des stillen Gedenkens machen!

Dieses Foto wurde 4 Wochen nach dem Einzug der Amerikaner in Buchenwald gemacht. Die jungen Leute – 17 bis 21-jährige Jugoslawen, Ungarn, Polen – hatten seit dieser Zeit eine hervorragende Verpflegung durch die Amerikaner erhalten. Der junge Körper überwindet rasch auch schwere Ernährungsfehler: die Versündigung an den vielen Zehntausenden war jedoch schon soweit fortgeschritten, dass auch eine vierwöchige Mastkur kaum Spuren hinterlassen hatte. Der Junge in der Mitte z.B. musste zur Aufnahme getragen werden.

(Text und Foto, gemacht von dem befreiten KZ-Häftling Alfred Stüber. Quelle: Sammlung Gedenkstätte Buchenwald)

Ab 19.00h in der Rathausdiele, Bauernreihe 1:

Vortrag und Diskussion

Auschwitzbefreiung und transgenerationale Folgen von kollektiver Gewalt nach 1945 bis heute

  • Begrüßung/Moderation: Dr. Almut Helvogt, Initiative NIE WIEDER
  • Einführung: Dr. Bernd Moldenhauer,  Initiative NIE WIEDER
  • Vortrag: Lukas Welz, Vorsitzender des Vorstands von AMCHA Deutschland e.V. und Geschäftsführender Leiter des Bundesverbandes der Psychosozialen Zentren für Überlebende von Krieg, Folter und Flucht (BafF) :

Folgen kollektiver Gewalt und die Arbeit mit Überlebenden, deren Nachkommen und mit Opfern aktueller Gewalt

(mit einigen kurzen Dokumentarfilmen aus dem Projekt „Leben nach dem Überleben. Überlebende des Holocaust und ihre Familien in Israel“)

Eine Kooperationsveranstaltung der Initiative NIE WIEDER – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts, Worpswede, mit der DIG Bremen/Unterweser e.V.

Mit der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz am 27. 1. 1945 durch die Rote Armee und in der Folge auch aus weiteren Lagern und Verstecken waren die Traumatisierung der Überlebenden und die Folgen von Gewalt und Terror für die Nachkommen bis heute nicht beendet.

Und auch die heutigen Opfer von Krieg, antisemitischer und fremdenfeindlicher Diskriminierung und Gewalt, von sexuellem Missbrauch und die vor Hunger, Armut und  Terror Geflüchteten werden ihr Leid im Zweifelsfall über Generationen hinweg spüren.

Wir danken für die Förderung durch „Demokratie leben!“ (Bildungsstätte Bredbeck im Landkreis Osterholz) und durch die DIG Bremen/Unterweser e.V.

Wir bitten um Spenden für AMCHA, eine nicht-staatliche Organisation in Israel, die den Überlebenden der Shoah sowie deren nachfolgenden Generationen bei der Bewältigung ihrer Traumata zur Seite steht. Unterstützt wird sie von AMCHA Deutschland.

Weihnachtsgruß

Wir wünschen allen Menschen in Worpswede und umzu eine frohe, friedliche Weihnachtszeit und ein unbeschwerteres Neues Jahr als das Vergangene. Besonders den vor Krieg, Terror, Armut und Hunger Geflüchteten wünschen wir eine herzliche Aufnahme in ihrem neuen Lebensort, Wärme und Geborgenheit.

In 2023 werden wir uns weiter für ein bewusstes Gedenken und Erinnern einsetzen:

  • am Internationalen Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus 27.1.2023
  • am Tag der Befreiung vom Faschismus 8.5.2023
  • am Gedenktag für die Opfer der Novemberpogrome 1938 am 9.11.2023

Und wir werden weiter gegen rechtsextreme Bewegungen, für ein friedliches Zusammenleben aller Einwohner*innen öffentlich auftreten ebenso wie für einen sofortigen Abzug aller Angriffstruppen aus der Ukraine.

Wir wehren uns gegen alle Versuche, die gegenwärtigen, uns alle beängstigenden Krisen zu instrumentalisieren für die Schwächung der Demokratie in Deutschland.

Nur gemeinsam sind wir stark!

Initiative NIE WIEDER- Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts!

9. November 2022: Gedenkveranstaltung mit Lesung

Hier finden Sie die Reden der Gedenkfeier.

Erinnerung – Gedenken – Mahnung

9. November 2022, 18.00 Uhr

Rosa-Abraham-Platz, Hembergstraße, Worpswede

Am 9. / 10. November 1938 erreichten die staatlich gelenkte antijüdische Propaganda und mörderische Rassenideologie der Nationalsozialisten einen Höhepunkt: SA-Männer, NS-Parteifunktionäre sowie deren Anhänger zerstörten unzählige Synagogen, Bethäuser und jüdische Friedhöfe. Tausende Geschäfte und Wohnungen jüdischer Familien wurden gestürmt und geplündert. Menschen jüdischen Glaubens wurden ermordet. Mindestens 30 000 Juden und Jüdinnen wurden in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen deportiert.

Gegen das Vergessen! Wir wollen immer wieder neu daran erinnern, wie sich Unmenschlichkeit Bahn gebrochen hat. Wachsam bleiben dafür, dass nicht wieder Menschengruppen mitten unter uns gedemütigt und verfolgt werden. Gerade in aktuellen Krisenzeiten sollten wir uns bewusst machen, wie schnell Diskriminierung, Hass, Antisemitismus und Rassismus in mörderischer Gewalt einen Höhepunkt erreichen können.

Anschließend an das Gedenken für die Opfer des Novemberpogroms 1938 gehen wir gemeinsam zur Ratsdiele im Rathaus, Bauernreihe 1:

Lesung aus dem Roman „Der Reisende“

von Ulrich Alexander Boschwitz in Kooperation mit dem Literarischen Quartier Bremen

Der Roman beschreibt höchst eindrücklich die Odyssee eines jüdischen Berliner Kaufmanns nach dem Novemberpogrom und die erschreckende Wirklichkeit (ab 19.00 Uhr).

Wir sammeln Spenden für AMCHA, eine nicht-staatliche Organisation in Israel, die den Überlebenden der Shoa sowie deren nachfolgendenden Generationen bei der Bewältigung ihrer Traumata zur Seite steht. Unterstützt wird sie von AMCHA Deutschland. Die Erfahrungen in der Arbeit mit Traumatisierten werden auch an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Arbeit mit Geflüchteten in Deutschland weitergegeben.

Die Gedenkveranstaltung wird getragen von:

  • AG „Aufarbeitung der NS-Zeit in Worpswede“ im Heimatverein Worpswede
  • Bildungsstätte Bredbeck, Heimvolkshochschule des Landkreises Osterholz
  • Bündnis 90/Die Grünen OV Worpswede
  • CDU Worpswede
  • Der Bürgermeister der Gemeinde Worpswede
  • Der Integrationsbeauftragte der Gemeinde Worpswede                                                    
  • Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Bremen / Unterweser e.V.                                 
  • DIE LINKE Worpswede                                     
  • Ev.-luth. Kirchengemeinde Hüttenbusch
  • Ev.-luth. Kirchengemeinde Worpswede
  • FDP Worpswede                                                   
  • Förderverein Maria Frieden e.V. Worpswede
  • Freunde Worpswedes e.V.                              
  • Freundeskreis Haus im Schluh                    
  • Heimatverein Worpswede e.V.                     
  • Heinrich-Vogeler-Gesellschaft Verein Barkenhoff Worpswede e.V.                             
  • SPD Worpswede                                                   
  • Stiftung Worpswede                                         
  • UWG Worpswede

Stellungnahme zur Gewalt aus der Gruppe rechter Querdenker und Querdenkerinnen in Worpswede

Von der Initiative NIE WIEDER – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts haben wir sechs Monate lang ab Anfang Januar dieses Jahres jeden Montag mit unseren angemelde­ten Tref­fen am Rathaus verhindert, dass Querdenker*innen und andere Mitglieder der rechten Szene aus Worpswede und umzu den Platz vor dem Rathaus besetzen konnten. Sie demons­trierten dann auf dem Dorfplatz gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pande­mie und gegen unsere Solidarität mit der durch die russische Armee angegriffene Ukraine. Zusätzlich meldete eine Gruppe Worpsweder Bürger*innen von Ende März bis Ende Mai jeden Montag ab 17.45 Uhr eine Versammlung auf dem Dorfplatz an, um von dort aus zum Rathaus zu gehen. Gemeinsam wollten wir verhin­dern, „dass rechtsradikale Bewegungen die Räume besetzen, dass neo­völkische Dogmen die Dis­kurse durchziehen, dass revisionistische, antidemokratische Ambitio­nen normalisiert und bagatelli­siert werden.“ (Die Publizistin Carolin Emcke in ihrer Laudatio zum Paul-Spiegel-Preis, in: Jüdische Allgemeine vom 7.7.22)

Der Vorgang

Am 11.7.22 kam – wie jeden Montag – eine Gruppe engagierter Worpsweder Bürger*innen zur Beobachtung einer nicht angemeldeten kleinen Versammlung von „Montagsspaziergänger*in­nen“ auf dem Worpsweder Dorfplatz zusammen. Dieses Mal war unter letzteren ein Mitglied der Klein­partei „Die Basis“ – laut Wikipedia der parteipolitische Arm der „Querdenker“-Bewegung – und sammelte Unterschriften, um bei der Landtagswahl im Oktober antreten zu können. Die Frau gab auch einen Zettel an eine der Worpsweder*innen, wurde dann aber informiert, dass diese eine Gegnerin der Querdenker sei, und forderte daraufhin ihren Zettel zurück. Als sie ihn nicht bekam, versuchte sie ihn sich mit Gewalt zurückzuholen, stürzte sich aufdie vor ihr Sitzende, würgte sie mit beiden Händen, schlug ihr auf den Kopf und riss ihr die Brille vom Gesicht. Die Angegriffene wurde verletzt. Es fanden sich Würgemale am Hals undRötungen am Kopf.Im Krankenhaus wurde eine Schädelprellung diagnostiziert. Freund*innen der Verletzten gelang es, die aggressive Frau fortzuziehen und die Polizei zu rufen. Querdenker, die zwei Meter danebenstanden, reagierten nicht und entfernten sich, als wäre nichts passiert.

Die Polizei notierte den Hergang und die Verletzungen. Ein Krankenwagen wurde gerufen, da die Verletzte kollabierte. Sie wurde zur Notaufnahme gebracht. Sie hat weiterhin Schmerzen.Eine Anzeige wegen Körperverletzung wurde erstattet.

Mit diesem Vorfall ist in Worpswede endgültig das Selbstbild der Querdenker*innen vom harmlosen, un­bescholtenen Bürger, der dort mit anderen „spazieren geht“ und sich der Gemeinschaft erfreut, zer­stört.

Die unkontrollierte Wut der Frau ist nicht zuletzt ein Resultat der monatelangen Hetze in Social Media, besonders in den Telegramgruppen: Das ständige Bestärktwerden in der Über­zeugung, dass nur die Querdenker*innen noch klar denken, dass sich alle außerhalb ihrer Ge­meinschaft gegen sie wenden, die Eliten auf der ganzen Welt Teil einer menschheitszerstö­renden Verschwörung sind und nur der „Freiheitskampf“ der „Montagsspaziergänger*innen“ die Welt vor dem Untergang retten kann.  Der Schritt zur Gewalt ist bei diesem Selbstverständnis nicht mehr weit.

Von der Meinung über die Drohung zur Gewalt

Der geschilderte Verlauf ist weder zufällig noch einmalig. Er zeigt das Muster, nach dem alle rechten Bewegungen seit jeher vorgehen – auf nationaler Ebene, wenn sie die Demokratie zer­stören wollen; im lokalen Maßstab, wenn sie ihren fixen Ideen und ihrer Wut öffentlich Gel­tung verschaffen wollen.

Anfangs geht es scheinbar um die Meinungsfreiheit. Sie wollen, dass auch mit ihnen diskutiert wird. Wir erinnern uns der Leuchttafel, die einer der Querdenker mit sich her­umtrug: „Wir müssen reden.“ Sie wollen aber nicht reden, sondern ihre Meinung durchsetzen. Und sie besetzen und deuten Begriffe wie „Freiheit“, „Frieden“ etc. um wie es schon Orwell in seiner bekannten Dystopie „1984“ für den „Neusprech“ beschrieben hat: „Krieg ist Frieden; Freiheit ist Sklaverei; Unwissenheit ist Stärke.“

Ihre Aufzüge haben immer etwas Drohendes. Jeder spürt das, der nicht ihre Meinungen vertritt. Und von der Drohung ist es nicht weit zur Gewalt. 

Gewalt ist der Weg, auf den rechte Bewegungen setzen. Das haben sie in den zwanziger Jah­ren getan mit ihren „Saalschutztruppen“, das tun sie heute, wenn ihnen der Staat den Freiraum lässt. 

Die gerichtliche Aufarbeitung

„Zivilcourage zeigt sich sichtbar im öffentlichen Raum. Es gibt sie nicht im Verborgenen. Zivilcourage allein und klammheimlich zu Hause gibt es nicht. Das ist bloß Maulheldentum.“ (nochmal Carolin Emcke). Aber wo ge­waltfreie Diskussion auf gewalttätige Gruppen trifft, reicht Zivilcourage nicht aus. Das ist dann eine Sache der Polizei, die hoffentlich eingreifen wird, bevor ein solcher Angriff noch einmal ge­schieht, und eine Sache der Gerichte.

Wir sind solidarisch mit der Angegriffenen. Wir hoffen, dass ihre Anklage nicht auf eine Justiz trifft, die auf dem rechten Auge blind ist, und wünschen uns allen, dass wir uns durch rech­te Gewalt nicht einschüchtern lassen.