Mahnwache zu Moria am 23. September 2020

Moria – Deutschland hat Platz – Nur 1500 sind nicht genug

Aufruf:

In Moria, dem Lager für Geflüchtete auf Lesbos, herrschten menschenunwürdige Bedingungen. Alle in Europa wussten es – seit Langem. Die gegenwärtige Eskalation mit dem Brand und der Vernichtung des Lagers führte zur Obdachlosigkeit von 13 000 Geflüchteten. Jetzt, zwölf Tage später, leben immer noch viele Menschen – erbärmlicher als zuvor – auf der Straße. 10 000 wurden bisher in das neue Zeltlager auf der Insel gebracht, zum Teil unter polizeilichem Druck. Weiterhin herrschen Mangel, Überfüllung, unzulängliche hygienische Verhältnisse und eine unzureichende medizinische Versorgung. Die Errichtung eines neuen Lagers auf Lesbos löst das Elend der unhaltbaren europäischen Migrationspolitik in keiner Weise.

Eine Gruppe Worpsweder Bürgerinnen und Bürger ruft für Mittwoch, 23. September 17.30 Uhr zu einer Mahnwache auf dem Rosa Abraham Platz auf, um auf die Situation der Geflüchteten auf Lesbos und den anderen griechischen Inseln des östlichen Mittelmeeres aufmerksam zu machen.

Unter dem Motto Deutschland hat Platz – Nur 1500 sind nicht genug fordern die Initiatoren der Mahnwache von der Bundesregierung, die Aufnahmebereitschaft der Kommunen und Länder für die Geflüchteten nicht weiter zu blockieren, in einem Akt der Humanität alle Geflüchteten des ehemaligen Lagers Moria aufzunehmen, jetzt zu handeln und voranzugehen und nicht auf eine europäische Lösung zu warten. Sie fordern ferner, Gewalt zu verhindern und geschlossene Lager an der europäischen Aussengrenze aufzulösen, faire Asylverfahren zu gewährleisten und die Geflüchteten nicht als „Abschreckung“ zu instrumentalisieren.

Das Motto Deutschland hat Platz wurde gewählt

► weil Hilfe in Not eine Menschenpflicht ist

► weil jeder Mensch das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person hat ( Art. 3 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948 )

► weil wir über genügend Aufnahmekapazitäten für Geflüchtete verfügen

► weil die Geschichte uns zeigt, was sich nicht wiederholen darf

► weil wir solidarisch sein und Verantwortung übernehmen wollen.

Gedanken von Harro Jens:

Moria – macht mich ratlos – fassungslos auch

Moria – ist nicht gut, sagte ein Geflüchteter kürzlich – welche Untertreibung verbirgt sich hinter diesen vier Worten!

Moria – ich denke zuweilen, Geschichte kann und darf sich nicht wiederholen – aber Geschichte wiederholt sich

Moria – Neben Moria gibt es Flüchtlingslager auf Samos und Chios, und Lampedusa gibt es auch, und die großen Lager in der Südtürkei und in Jordanien

In Moria – wurden die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 und die Genfer Flüchtlingskonvention mit Füßen getreten

Moria – war ausgelegt für 3000 Menschen, tatsächlich befanden sich !3 000 Geflüchtete im Lager, unter ihnen 4000 Kinder

Moria – bedeutet unhaltbare Zustände, katastrophale hygienische Verhältnisse, unzureichende medizinische Versorgung

Moria – i s t unendlich langes Warten auf den Beginn des Asylverfahrens — Von den Verhältnissen in Moria wussten und wissen a l l e in Europa – und haben weggesehen

In Moria – brannte es seit langem – und als es jetzt tatsächlich brannte und das Lager vernichtet wurde, waren 13 000 Menschen obdachlos und mussten unter freiem Himmel auf der Straße kampieren – und Europa diskutierte, ob und wieviele der Geflüchteten aufgenommen werden können – und offenbarte einmal mehr das gesamte Elend europäischer Migrationspolitik

Moria –   niemand konnte sich entscheiden, in einem humanitären Akt 13 000 Menschen in größter Not aufzunehmen – stattdessen werden die Geflüchteten weiterhin in einem neuen Lager auf Lesbos festgehalten und für eine vermeintliche „Abschreckung“ instrumentalisiert  —  Aber: Krieg, Gewalt, Verfolgung, Existenznot verschwinden nicht durch ein Lager wie Moria und Flucht wird es weiterhin geben

Dabei HABEN WIR PLATZ, DEUTSCHLAND HAT PLATZ – Die Argumente dafür sehen Sie auf all den Plakaten hier

Fünf FORDERUNGEN von vielen:  

1. Menschenwürdige Aufnahmebedingungen und umfassender Schutz für die Geflüchteten

2. Evakuierung des neuen Lagers auf Lesbos

3. Rasche und faire Asylverfahren  

4. Die Bundesregierung soll vorangehen und die 13 000 Geflüchteten von Lesbos aufnehmen. Nur 1500 sind wahrlich nicht genug!! [ Und wenn ein Kanzlerkandidat der Christlich Demokratischen Union sagt, „mehr geht nicht, es ist genug“ – dann ist das unerträglich, um es vorsichtig auszudrücken]

5. Und: Europa muss sich einigen für eine gemeinsame solidarische Flüchtlingspolitik und auf eine gemeinsame Seenotrettung im Mittelmeer