In den Tagen um den 9. November 1938 beteiligten sich viele Menschen in Deutschland an den schlimmsten Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung seit dem Mittelalter – Synagogen in Flammen, Verwüstungen, Plünderungen, Verhaftungen, Morde.
Von der Bevölkerung wurde das Pogrom größtenteils mit Gleichgültigkeit und Wohlgefallen hingenommen, teilweise wurde Skepsis geäußert. Offenen Protest gab es nicht.
Die Bösartigkeit der Täter zeigt ein Schicksal wie das des Ehepaars Goldberg aus Burgdamm am 9.11.1938. Dr. Goldberg war ein beliebter, zutiefst human denkender und handelnder Arzt. Die Ermordung des Ehepaars zeigt, was es auch für Einzelne bedeutet, wenn die extreme Rechte die Macht übernimmt.
Das Pogrom war nicht mit dem Niederbrennen von Synagogen und der Ermordung jüdischer Bürger beendet. Es war der Auftakt zur systematischen Verfolgung der Juden, zu ihrer Deportation in Konzentrations- und Vernichtungslager.
Die Erinnerung an diese Ereignisse hat aktuelle Bedeutung. Es kann sich alles wiederholen. Die Zunahme des Antisemitismus und der Zulauf zu den extremen Rechten mit Zustimmungswerten von 30 % in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sagt uns: der Weg zu Autokratie und Faschismus ist in vielen Punkten eine Wiederholung dessen, was wir aus den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts kennen.
Diese Bewegungen sind nicht unaufhaltsam. Die extreme Rechte ist die Minderheit. Sie hätte damals durch die Einigkeit aller demokratischen Parteien und Bürger von der Macht ferngehalten werden können. Auch das können wir aus der Geschichte lernen.
Wir rufen alle Einwohner*innen der Gemeinde Worpswede auf, sich zum Gedenken an die Opfer des Novemberpogroms 1938 und zur Abwehr von heutigem Antisemitismus und Rechtsextremismus auf dem
Rosa-Abraham-Platz am 9. 11. 2023 um 18h
zu versammeln.
Programm für die Gedenkveranstaltung am 9. November 2023
von 18.00-19.00h auf dem Rosa-Abraham-Platz, Worpswede
Begrüßung und Moderation:
Barbara Gottwald
Gedenkreden:
1. Pastor Jörn Contag:
„Nie werden wir sie vergessen!“ – Verfolgte, entrechtete, ermordete
Jüdinnen und Juden aus Worpswede und umzu
– Die Lebens- und Leidensgeschichte des Ehepaars Goldberg aus Burgdamm –
2. Dr. Harro Jenss:
Was geschah in den Tagen nach dem Novemberpogrom?
3. Katharina Hanstein-Moldenhauer
Und heute?
– Zunahme von Antisemitismus und Rechtsextremismus,
Angriffe auf den Rechtsstaat und die Demokratie, Krieg in Europa… –
– Zivilcourage und Gegenwehr –
Ian Bild:
Persönliche Erinnerungen
Kaddisch
Wir sammeln für AMCHA, eine Organisation in Israel, die den Überlebenden der Shoa sowie deren nachfolgenden Generationen bei der Bewältigung ihrer Traumata zur Seite steht. Unterstützt wird sie von AMCHA Deutschland. Aktuell sollen die Spenden die medizinische Versorgung der besonders gefährdeten hochbetagten Shoa-Überlebenden in der Ukraine unterstützen.
Der Aufruf wird getragen von:
- Bildungsstätte Bredbeck, Heimvolkshochschule des Landkreises Osterholz
- Bündnis 90/Die Grünen OV Worpswede
- CDU Worpswede
- Der Bürgermeister der Gemeinde Worpswede
- Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Bremen / Unterweser e.V.
- DIE LINKE Worpswede
- FDP Worpswede
- Fraktion „Die Worpsweder“ im Gemeinderat Worpswede
- Freunde Worpswedes e.V.
- Freundeskreis Haus im Schluh Worpswede e.V.
- Heinrich-Vogeler-Gesellschaft Verein Barkenhoff Worpswede e.V.
- SPD Worpswede
- Stiftung Worpswede
- UWG Worpswede
- Worpswede gegen Rechts