27. Januar, Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

„Auschwitz, das ist der Tod, der tota­le, absolute Tod des Menschen, aller Menschen, der Sprache und der Vorstellungskraft, der Zeit und des Geistes.“

(Elie Wiesel, Überlebender von Auschwitz, Au­schwitz-Monowitz und Buchenwald)

„Nur wer damals hier in Belsen war, kann wirklich wissen, wovon wir Überlebenden reden… Nichts als Leichen, Leichen, Leichen.…

Wer waren diese Menschen, oder besser gesagt, diese Gestalten, die unsere Befreier hier vorgefun­den haben? Das waren einmal ganz normale Menschen. Menschen aus Polen. Menschen aus Hol­land, Frankreich, aus ganz Europa; alle Nationalitäten, Sinti und natürlich Juden.“

(Anita Lasker – Wallfisch, Überlebende von Auschwitz und Bergen-Belsen)

Der 27. Januar, Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, soll an alle Opfer erinnern. Wir gedenken:

  • der europäischen Jüdinnen und Juden: 6 Millionen Ermordete
  • der sowjetischen Kriegsgefangenen: 3 Millionen Ermordete von 5,5 Mio. gefangenen Rotarmisten
  • der Sinti und Roma: 250.000 Ermordete
  • der Zeugen Jehovas: 1.900 Ermordete
  • der Opfer der Euthanasieprogramme: 400.000 Zwangssterilisierte und 200.000 Ermordete
  • der „Asozialen“ und „Berufsverbrecher“: 70.000 Ermordete
  • der wegen ihrer Homosexualität verfolgten Männer: 10.000 in Konzentrationslagern, davon 5.300 Ermordete
  • der im politischen und alltäglichen Widerstand Verfolgten und Ermordeten

Warum wurde der 27. Januar im Jahr 1996 zum gesetzlich verankerten Gedenktag in Deutschland und 2005 von der UNO zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ er­klärt?

An diesem Tag wurden 1945 das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und die beiden anderen Kon­zentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit.  Nur noch 7.000 Gefangene waren am Leben.

Konzentrationslager wurden bereits ab 1933 errichtet und dienten anfangs v.a. der Inhaftierung von Oppo­sitionellen sowie der Einschüchterung der Bevölkerung. Vernichtungslager hingegen wurden erst ab 1941 betrieben.

Es waren schließlich rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager. Sie dien­ten der Ermordung von Millionen Menschen, der Beseitigung politischer Gegner, der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, medizinischen Menschenversuchen und der Internierung von Kriegsgefangenen. Auschwitz–Birkenau ließ die SS als Vernichtungslager mit dem Ziel der industrialisierten Vernichtung von Menschen errichten. An diesem Ort wurden über eine Million Menschen ermordet, größtenteils Ju­den, Sinti und Roma aus ganz Europa.

Tage der Befreiung

Anfang 1945 rückten die Westalliierten, sowjetische und polnische Truppen weiter nach Deutschland vor. Von Osten näherte sich die Rote Armee, wo sie am 27. Januar 1945 das KZ Auschwitz und am 13. Februar Groß-Rosen befreite. Auf deutschem Boden folgten am 11. April Buchenwald bei Weimar, das am selben Tag wie Mittelbau-Dora durch US-Truppen befreit wurde. Am 15. April trafen britische Truppen in Bergen-Belsen ein. Am 22. April befreiten sowjetische und polnische Truppen das KZ Sachsenhausen. Das Lager Flossenbürg erreichten US-Truppen am 23. April. Am 29. waren es wiederum US-Truppen, die die Gefangenen von Dachau retteten. Am 30. April öffneten sich für die Gefangenen von Ravensbrück durch so­wjetische Truppen die Tore zur Freiheit. Dazwischen lagen viele kleinere Lager, deren Gefangene auf dem Weg der vorrückenden Truppen befreit wurden.

„Befreit, aber nicht frei.“  (Zitat jüdischer Überlebender)

In allen Lagern starben sehr viele Befreite trotz al­ler Bemühungen der alliierten Ärzt*innen. Im KZ Bergen-Belsen, in dem bis April 1945 50.000 Häftlinge und 20.000 Kriegsgefangene ermordet worden waren, starben nach der Befreiung noch 14.000 Menschen bis zum Juni. 

Die Befreiung für die meisten der nun als »Displaced Persons« eingestuften Menschen war zuerst einmal ein Übergang von einem Lager ins andere. Gewiss, die Todesängste und die Qualen in den Konzentrationsla­gern gehörten nun der Vergangenheit an, aber oftmals blieben die Befreiten in den DP-Lagern zunächst einmal weiter­hin hinter Stacheldraht und waren in ihrer Bewegung eingeschränkt.

»Die Amerikaner haben damals viele Deutsche aus Weimar und Erfurt in das KZ Buchenwald hereingeführt. Ich war der Meinung, jetzt werden die im Lager bleiben, und wir gehen in ihre Wohnungen, nachdem die Deutschen das hier alles in­szeniert hatten, für den Krieg und das Morden verantwortlich waren. Jetzt ist unsere Befreiung gekommen – wie soll das also anders möglich sein? Ich sah mir jeden Deutschen an und sagte mir: Jetzt bekomme ich seine Wohnung, und er geht in mein Lagerbett. Es hat sich aber herausgestellt, dass die am Abend wieder nach Hause geschickt wurden, ganz gleich, welche Verbrechen geschehen sind, und wir mussten in den Lagerbetten bleiben. Und noch jahrelang hat man uns in geschlossenen Lagern gehalten.«

(Der polnische Überlebende Julius Spokojny)

Manche konnten es nicht verkraften, als einzige ihrer Familien überlebt zu haben. Einige wollten selbst nicht weiterleben, nachdem ihnen das Ausmaß des Schreckens bewusst wurde. Andere kämpften für den Rest ihres Lebens mit seelischen Problemen.

Befreiung

Aber für die meisten Überlebenden waren die alliierten Soldaten, egal welcher Nationalität, erst einmal ihre Retter. Viele von ihnen kümmerten sich um sie, versorgten sie mit Nahrung, Kleidung und Woh­nungen und bedeuteten ihnen, dass sie von nun an in Freiheit lebten. Für die Mehrzahl galt es nun, zumin­dest äußerlich ein neues Leben anzufangen. (Jüdische Allgemeine vom 16.4.2015)

Gedenken – Erinnern – Handeln!

Dieser Gedenktag ist ein Tag, an dem an die Verbrechen der National­sozialisten erinnert und aufgeklärt werden soll. Und es ist ein Tag, an dem wir auf den zunehmenden Antisemitismus, Rassismus und menschenverachtenden Rechtsextremismus auf­merksam machen wollen, auf die dynamisierende Funktion des Internet beim Schüren von Hass und Gewalt und antisemitischen Verschwörungsspinnereien. Es ist ein Tag, an dem wir – trotz Corona – überlegen wol­len, wie wir weiter gegen Rechts aktiv werden können.

Wir möchten Sie und Euch anregen,

am 27. 1. 2021 an die Stele auf dem Rosa-Abraham-Platz Kerzen und Blumen zum Gedenken hinzustellen.

Wir bitten Sie: Spenden Sie für AMCHA, eine nicht-staatliche Organisation in Israel, die den Überlebenden der Shoa sowie deren nachfolgendenden Generationen bei der Bewältigung ihrer Traumata zur Seite steht. Unterstützt wird sie von AMCHA Deutschland. Die Erfahrungen in der Arbeit mit Traumatisierten werden auch an Mitarbeiter*innen in der Arbeit mit Geflüchteten in Deutschland weitergegeben.

Spendenkonto: IBAN: DE90 5206 0410 0003 9113 65            Stichwort: Gedenken Worpswede